Papst: Mitgefühl mit den Hungernden reicht nicht
Papst Franziskus hat die Staaten zu einem entschlossenen Vorgehen gegen den Klimawandel aufgefordert. Nur so könne der Planet erhalten werden, schrieb er in einer Botschaft vom Freitag zum Welternährungstag (16. Oktober). Der Kampf gegen den Hunger in der Welt sei angesichts des "komplexen Phänomens des Klimawandels" noch schwerer zu gewinnen, so Franziskus in seinem Schreiben an den Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO), Jose Graziano da Silva. Der Welternährungstag steht in diesem Jahr unter dem Motto "Climate is changing. Food and agriculture must too" (Das Klima verändert sich. Ernährung und Landwirtschaft müssen sich ebenso ändern).
Mitgefühl gegenüber Hungernden zu zeigen, reiche nicht aus, schreibt der Papst weiter. Alle müssten ihr Verhalten ändern, "verantwortliche Politiker, Erzeuger, Landwirtschaftsarbeiter, Fischer und Förster, sowie jeder Bürger". Landwirtschaft und Tierhaltung sollten sich stärker auf die "Weisheit der Urvölker" zurückbesinnen, statt sich ausschließlich am Profit zu orientieren, fordert der Papst. Hinter der reinen Profitorientierung stehe ein Wirtschaftsmodell, "das mit all seiner Wissenschaft zulässt, dass immer noch etwa 800 Millionen Menschen Hunger leiden", kritisiert er.
Papst kritisiert Gentechnik in der Landwirtschaft
Zugleich bemängelt Franziskus einen unangemessenen Einsatz von Gentechnik in Landwirtschaft und Tierzüchtung. Viele hielten sich für allmächtig und glaubten, in die Natur eingreifen zu können. Franziskus warnte vor einem Verlust der natürlichen Artenvielfalt.
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Die Expo 2015 widmet sich dem Thema Ernährung - und spart den weltweiten Hunger aus. Deshalb übte der Papst per Liveschaltung scharfe Kritik. (Artikel von Mai 2015)Der Papst weist zudem darauf hin, dass der Hunger in der Welt ein Verteilungsproblem sei. Die Lösung bleibe reine Theorie, solange Hungernde keinen "effektiven Zugang zu Lebensmitteln" hätten. Lebensmittelverschwendung und Missbrauch von Lebensmitteln zu anderen Zwecken verurteilte er. Präventionsmaßnahmen beschränkten sich viel zu oft darauf, Dinge zu unterlassen, so Franziskus weiter. Es sei hingegen nötig, "ausgeglichen und aufrichtig zu Handeln". Der Papst fordert von verschiedenen Institutionen gemeinsame konkrete Aktionen um den Klimawandel zu stoppen.
Der europäische Caritasverband "Caritas Europa" wandte sich anlässlich des Welternährungstags an die EU und rief zu einem konsequenteren Kampf gegen den Hunger in der Welt auf. Europa müsse seine Selbstverpflichtung zu einer nachhaltigen Entwicklungspolitik in den Bereichen Handel und Landwirtschaft ernst nehmen und die Hilfen erhöhen, hieß es in einer am Freitagabend in Brüssel verbreiteten Erklärung. Dies schließe auch den Kampf gegen den Klimawandel ein. Die dadurch verursachten Dürrekatastrophen und Ernteausfälle seien einer der Hauptgründe für den Hunger von 800 Millionen Menschen, die täglich zu wenig zu essen hätten.
Insbesondere fordert die Dachorganisation der 49 europäischen Caritasverbände, Bauern aus Entwicklungsländern einen offeneren Zugang zu den Märkten und somit ein würdiges Einkommen zu ermöglichen. Dies betrifft laut Caritas Europa vor allem kleine landwirtschaftliche Familienbetriebe in Entwicklungsländern. (KNA)