Jeden Tag läuten über 200 Gemeinden Totenglocken

Glocken für Aleppo

Veröffentlicht am 17.10.2016 um 14:10 Uhr – Lesedauer: 
Syrien

Bonn ‐ Hunderttausende Zivilisten leiden unter den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen um die nordsyrische Stadt Aleppo. Weltweit machen Kirchen mit ihren Glocken auf ihr Schicksal aufmerksam.

  • Teilen:

Über 200 vorwiegend lutherische Kirchen läuten täglich um 17 Uhr ihre Glocken aus Solidarität mit den Bewohnern der syrischen Stadt Aleppo. Die Initiative entstand in einer Pfarrei in Helsinki, wo seit dem 12. Oktober nach dem Vorbild der Totenglocken auf das Schicksal der belagerten syrischen Stadt aufmerksam gemacht wird. Ziel der Kampagne ist ein Ende der Bombardierung Aleppos.

"Totenglocken werden nach dem Gottesdienst geläutet, wenn der Sarg aus der Kirche getragen wird. In Aleppo werden Kriegsverbrechen verübt und unzählige Menschen beerdigt", erläutert der Vikar der Gemeinde in Helsinki, Teemu Laajasalo, gegenüber der finnischen Zeitung Keskisuomalainen. "Es gibt kein moralisches Argument, das die Bombardierung von Hilfskräften und Kirchen rechtfertigen kann, es gibt keine Entschuldigung für den Tod von Zivilisten, darunter viele Kinder."

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Die Initiative einer Gemeinde in Finnland wird mittlerweile weltweit aufgegriffen. Neben dem finnischen Hashtag "#AllepponKollet" hat sich in den sozialen Netzen mittlerweile auch "#BellsForAleppo" ("Glocken für Aleppo") verbreitet. In neun Ländern auf vier Kontinenten nehmen Gemeinden nach Angaben der Initiative inzwischen Teil.

Bis zum 24. Oktober, dem Tag der Vereinten Nationen, sollen die Totenglocken noch weltweit für Aleppo läuten. Die Initiatoren hoffen auf eine noch größere Beteiligung, nicht nur von evangelischen Gemeinden.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Nach dem Ende der Waffenruhe im September ist Aleppo erneut hart umkämpft zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Die syrische Armee und die russische Luftwaffe haben das Bombardement des von Rebellen gehaltenen Ostteils der Stadt in den vergangenen Tagen weiter verstärkt. Die meisten Bewohner sind mittlerweile geflohen, 300.000 Menschen halten sich noch dort auf. Weite Teile der nordsyrischen Stadt sind schwer beschädigt, darunter auch die historische Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. (fxn)

Korrektur, 17. 10. 2016, 15.40 Uhr: In der ursprünglichen Fassung wurde die Hamburger Sankt-Katharinen-Kirche als einzige teilnehmende Kirche in Deutschland genannt. Die Kirche wird zwar in der Übersichtskarte der Organisatoren genannt, ist allerdings kein Teil der Aktion.

Linktipp: Kinder beten für ein Ende des Blutbads in Aleppo

Zusammen wollen christliche und muslimische Kinder aus Aleppo um Frieden bitten. Um deren Lage zu verdeutlichen, wählte das UN-Kinderhilfswerk einen drastischen historischen Vergleich.