Paderborner Moraltheologe Peter Schallenberg über den ARD-Film "Terror"

Schuldig oder nicht schuldig?

Veröffentlicht am 18.10.2016 um 16:00 Uhr – Lesedauer: 
Medien

Paderborn ‐ Nach dem ARD-Drama "Terror" diskutiert die Republik: Ist es möglich, Menschenleben gegeneinander aufzuwiegen? Moraltheologe Schallenberg erklärt, warum auch bei dieser Entscheidung Beten hilft.

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Der Paderborner Moraltheologe Peter Schallenberg bewertet die Entscheidung über die Schuldigkeit des Luftwaffen-Offiziers im Spielfilm "Terror - Ihr Urteil" als unlösbares Dilemma. Bei einer solchen Fragestellung komme es immer auf den jeweiligen Einzelfall an, sagte er am Dienstag in Paderborn. "Wer wollte beurteilen, was in diesem Falle richtig ist."

Verantwortung vor der Justiz und vor Gott

Es gebe keine allgemeinen Rechtfertigungsgründe. "Vielleicht könnte man in diesem Fall sagen, wir verzichten auf die Bestrafung, weil es ein unauflösliches Dilemma ist." Die Figur habe die Tötung unschuldiger Menschen in Kauf genommen, um viele andere unschuldige Menschen zu retten. Dies sei lehrbuchmäßig allerdings nicht gerechtfertigt, so der Wissenschaftler. Der Pilot habe sich nach seinem Gewissen entschieden und müsse seine Tat vor der Justiz und auch vor Gott verantworten.

Peter Schallenberg
Bild: ©KNA

Peter Schallenberg

Wenn er selbst einmal in eine vergleichbare Situation komme, würde er beten, so der Wissenschaftler: Es sei dann gut "zu beten und sich in die Situation zu versetzen, dass ich dem Herrn gegenüberstehe zusammen mit den Menschen, die ich getötet habe, um andere zu retten, und er mich fragt, ob meine Tat gerechtfertigt war".

Am Ende des am Montag ausgestrahlten ARD-Gerichtsdramas "Terror - Ihr Urteil" nach dem gleichnamigen Theaterstück von Ferdinand von Schirach konnten die Zuschauer über das fiktive Urteil gegen den Luftwaffen-Offizier entscheiden. Dabei stimmten 86,9 Prozent für unschuldig, 13,1 Prozent für schuldig. Der Pilot hatte ein vollbesetztes Passagierflugzeug mit Selbstmordattentätern an Bord abgeschossen, um 70.000 Menschen in einem Fußballstadion zu retten. Von Schirach hatte sein Stück vorab als "Versuchsanordnung" bezeichnet. (gho/KNA)