Auf eine spanische Gemende könnte 16.000-Buße zukommen

Bußgeld wegen zu lauter Kirchenglocken?

Veröffentlicht am 19.10.2016 um 13:00 Uhr – Lesedauer: 
Spanien

Madrid ‐ Einer spanischen Kirche droht ein drastisches Bußgeld wegen ihres angeblich zu lauten Glockengeläuts. Die konservative Opposition vermutet dahinter eine feindselige Motivation der linken Stadtregierung.

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Auf eine spanische Kirche könnte ein Bußgeld von 16.000 Euro wegen zu lautem Geläuts zukommen. Der Stadtrat von Mostoles, einer Vorstadt Madrids, habe ein entsprechendes Verfahren eröffnet. Das berichtete die spanische Tageszeitung "El País" am Dienstag. Lärmmessungen hätten ergeben, dass die Glocken der Kirche Mariä Himmelfahrt mit einem Schalldruck von 84 Dezibel den zulässigen Grenzwert von 55 dB deutlich überschreiten. Zwei weitere Kirchen der 200.000-Einwohner-Stadt werden laut dem Bericht derzeit ebenfalls untersucht.

Das für Stadtentwicklung zuständige Ratsmitglied, Eduardo Gutierrez, betonte gegenüber "El País", es handele sich um eine reine Lärmschutzmaßnahme. Die Kommune habe mehrere Beschwerdeanrufe von Anwohnern erhalten, sagte der Politiker der regierenden "Vereinigten Linken". Die bei der Messung gewonnenen Daten ließen den Schluss zu, dass das Kirchengeläut eine unzulässige Lärmbelästigung darstelle. Darüber müsse aber der Stadtrat abschließend entscheiden. Betreffend die anderen beiden Kirchen seien die Verfahren noch nicht offiziell eröffnet worden.

"Das sollte niemand so verstehen, dass wir gegen die Kirche wären", sagte Gutierrez weiter. "Wir verfolgen den Lärm." Vertreter der konservativen Opposition zeigten sich von dieser Aussage nicht überzeugt. Die Glocken seien ein "Teil unserer Geschichte", erklärte Stadtratsvertreter der "Partido Popular" Jesus Pato. Zudem sei die Kirche vorab nicht früh genug auf das Problem angesprochen worden: "Es gibt Lösungen, den Schall zu reduzieren, wenn es zu Belästigungen kommt, die Regierung verweigert sich jedoch absichtlich dem Dialog", monierte Pato.

Pfarrer weiß nicht, wie er Buße bezahlen sollte

Der zuständige Pfarrer Igancio Torres habe bislang keine offizielle Mitteilung über das Verfahren erhalten, sagte er "El País". Er wisse auch nicht, wie er eine Strafe von 16.000 Euro zahlen solle. Die historischen Glocken der mittelalterlichen Kirche seien zwar groß und damit auch laut. Allerdings würden sie zwischen 21 Uhr und 10 Uhr ohnehin nicht geläutet. Abgesehen von Festtagen läuteten sie tagsüber zudem nur zum mittäglichen "Angelus" sowie dreimal am Nachmittag vor der 19-Uhr-Messe. (kim)

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