Bambergs Erzbischof über die Diskussion zur Nachfolge Joachim Gaucks

Schick: Muslimischer Bundespräsident ist vertretbar

Veröffentlicht am 29.10.2016 um 17:50 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Bamberg

Nürnberg ‐ Der muslimische Schriftsteller Navid Kermani gilt als Kandiat für die Nachfolge von Bundespräsident Gauck. Bambergs Erzbischof Schick hält das für vertretbar. Skeptisch ist er jedoch, wie die Gesellschaft darauf reagieren würde.

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Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hält einen muslimischen Bundespräsidenten wie den Schriftsteller Navid Kermani für vertretbar. Wenn eines Tages ein Muslim von einer demokratischen Mehrheit zum Staatsoberhaupt gewählt würde, müsse das auch die Kirche akzeptieren, zitierten die "Nürnberger Nachrichten" Aussagen Schicks während eines Gesprächsforums der Zeitung am Freitag. "Alles andere wäre undemokratisch."

Derzeit wird auch der muslimische Schriftsteller Navid Kermani als möglicher Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten gehandelt. "Die Gesellschaft wird nicht Ja sagen", kommentierte dies Schick. Dennoch wäre eine Nominierung vertretbar. Mitte Oktober hatte der noch amtierende Präsident Joachim Gauck selbst gesagt, er könne sich einen Muslim als seinen Nachfolger vorstellen. Seine Amtszeit endet 2017.

Schick: Bin vorsichtiger geworden

Schick hatte im Frühjahr wegen seiner klaren Aussage gegen Fremdenfeindlichkeit Morddrohungen erhalten. Er werde auf Facebook beschimpft und in anonymen E-Mails bedroht, sagte eine Bistumssprecherin damals. Der 67-Jährige hatte sich unter anderem klar von der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung distanziert.

In einem Interview mit den "Nürnberger Nachrichten" bestätigte Schick dies: "Von rechten Gruppen erhalte ich heftige Kritik, bis hin zu Todesdrohungen." Bei dem Gesprächsforum am Freitag gestand der Geistliche, dass er daher vorsichtiger geworden sei. "Ich habe mich morgens beim Joggen in Bamberg öfters einmal umgeschaut", so Schick. "Man darf aus Furcht aber nicht zurückweichen und muss seine Werte weiter vertreten." (gho/KNA)

Themenseite: Pegida

"Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", kurz "Pegida". Die Gruppierung, die vor allem in Dresden besonders aktiv war, hat viele Menschen verunsichert. Für die Kirche war klar: Fremdenhass und Christentum passen nicht zusammen.