Geschlossene Pforten, bleibender Auftrag
Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ist offiziell beendet. Am Christkönigssonntag hat Papst Franziskus in Rom die Heilige Pforte des Petersdoms geschlossen und auch in den deutschen Bistümern sind die meisten Pforten nicht mehr geöffnet. Die deutschen Bischöfe haben übereinstimmend eine positive Bilanz des Heiligen Jahres gezogen. Sie hoffen auf eine Wirkung für die Zukunft. katholisch.de stellt einige bischöfliche Stimmen vor.
"Es ist an der Zeit, dass wir an einer Kultur der Barmherzigkeit arbeiten". Dazu hat zum Abschluss des Heiligen Jahres am Sonntag der Erzbischof von München, Kardinal Reinhard Marx, aufgerufen. Dabei gehe es nicht um Politik, sondern um die Sichtweise, mit der auf Gott und die Menschen geschaut werde. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) erinnerte daran, dass die persönliche Erfahrung der Barmherzigkeit fundamental für das menschliche Leben sei: "Wir sind durch die Barmherzigkeit Gottes überhaupt erst am Leben. Jeder Atem, jede Sekunde, jeder Tag ist ein Geschenk der Barmherzigkeit Gottes".
Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit habe das Interesse der Menschen geweckt, resümiert der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom die Initiative von Papst Franziskus. Die Nachfrage nach Informationen und Aktionen zum Jahr der Barmherzigkeit war "über alle Erwartungen hinaus groß", so der Beauftragte der DBK für das Heilige Jahr. In den Bistümern sei viel geschehen und es habe sich gezeigt, "dass das Symbol der Heiligen Pforte von den Menschen verstanden und angenommen wird".
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat die bleibende Bedeutung der Barmherzigkeit in einer polarisierten Welt betont. "Diese Welt muss die Barmherzigkeit Gottes erfahren, wenn das Miteinander auch in Zukunft liebenswert, menschlich bleiben soll", so der Bischof beim Vespergottesdienst zum Abschluss des Heiligen Jahres am vergangenen Sonntag. Die Beichtzahlen seien spürbar angestiegen und die insgesamt neun Pforten der Barmherzigkeit im Bistum Eichstätt seien sehr gut besucht worden.
Wie viele Bischöfe ist auch Konrad Zdarsa, Bischof von Augsburg, überzeugt, dass die Erfahrung der Barmherzigkeit über das Heilige Jahr hinaus weiter wirken wird. Er sagte bei der Schließung der Pforte im Augsburger Dom am Sonntag der letzten Woche, die Heilige Pforte solle auch nach der Schließung "ein sinnenfälliges Vermächtnis sein, den Menschen in Wort und Tat zu verkünden, was der barmherzige Vater Großes an uns getan hat". Dies bedeute, zu den Menschen zu gehen, die diese Erfahrung noch nicht gemacht hätten und sie mit ihren Sehnsüchten ernst zu nehmen.
Nicht geschlossen, sondern geöffnet
Die Heilige Pforte am Bamberger Dom wird "nicht geschlossen, sondern weit geöffnet" bleiben. Dies kündigte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick an. Der Auftrag der Barmherzigkeit ende nicht mit dem Abschluss des Heiligen Jahres. Schick bezeichnete am Christkönigssonntag die Barmherzigkeit als "vollkommene Gerechtigkeit". Die Welt solle von Barmherzigkeit gekennzeichnet sein, so Schick, weil Gott nicht wolle, "dass sich soziale Kälte bei uns breit macht".
Auch der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle betonte die Relevanz der Barmherzigkeit für die Gesellschaft. Es sei Aufgabe der Kirche, sich "den Schwachen und Armen, den Notleidenden und Kleinen zuzuwenden - denen, die am Rande stehen", so Trelle. In Hildesheim habe das Heilige Jahr großen Anklang gefunden und die Christustür als Heilige Pforte des Hildesheimer Doms sei stark frequentiert gewesen.
Heiliges Jahr
Vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016 fand das von Papst Franziskus ausgerufene "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" statt. Die Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zum Heiligen Jahr.Zahlreiche Aktionen und Initiativen hätten das Heilige Jahr der Barmherzigkeit im Bistum Trier geprägt, wie Bischof Stephan Ackermann am vorletzten Sonntag zusammenfasste. Es habe eine bleibende Wirkung: "Das Heilige Jahr hat der Kirche Vertiefung und Erneuerung gebracht – diese Erfahrungen gehen mit uns". Ackermann würdigte das Heilige Jahr als besondere Zeit: "Es braucht das Besondere, die Konzentration auf die Wahrheiten und Wirklichkeiten des Glaubens, damit wir sie besser in den Blick bekommen und sie intensiver sehen."
In seiner Predigt verwies Heinz Josef Algermissen, Bischof von Fulda, zum Abschluss des Heiligen Jahres und zum Christkönigssonntag auf den Gerichtsaspekt der Wiederkunft Christi. "Barmherzigkeit und Liebe sind der Grund dafür, dass der Richter Jesus Christus auch unser Retter sein wird", sagte Algermissen am Sonntag. Die Auferstehung sei nicht mit irdischen Kategorien zu beschreiben. Hoffnungsvoll fuhr der Bischof fort: "Wir haben Anspruch auf ein wahres und gerechtes Urteil – worauf wir indes keinen Anspruch haben und was uns gleichwohl von Jesus Christus im Jüngsten Gericht geschenkt wird, sind Liebe und Barmherzigkeit".
Im Bistum Münster schloss Bischof Felix Genn die heilige Pforte am Paulus-Dom. "Die Tür der Barmherzigkeit wird geschlossen, aber wir gehen weiter, weil uns die Botschaft weiter begleiten kann", sagte der Bischof am Sonntag. Es sei ein Auftrag der Christen, die Liebe Gottes auch anderen bekannt zu machen: "Gehen wir durch die Pforte in die Welt". Wenn Christen diesen Schritt vollzögen, seien sie "Gesandte an Christi statt, die Boten der Hoffnung, der Freude, der Güte und des Erbarmens Gottes".