Arbeiten kosten weitere sechs Millionen Euro

Geburtskirche soll bis 2019 renoviert sein

Veröffentlicht am 06.12.2016 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 
Die Geburtskirche in Betlehem steht über der vermuteten Geburtsstätte Jesu Christi. Sie gehört zu den wichtigsten Gebäuden in der 25.000-Einwohner-Stadt.
Bild: © KNA
Heiliges Land

Betlehem ‐ Seit 2013 wird die Geburtskirche in Betlehem restauriert. Gut elf Millionen Euro wurden schon in die Arbeiten investiert. Doch bis zum Abschluss wird es noch Jahre dauern - und weitere Millionen kosten.

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Die Restaurierungsarbeiten an der Geburtskirche in Bethlehem könnten bis spätestens 2019 abgeschlossen werden. Voraussetzung sei, dass die Finanzierung des fehlenden Restbetrags in Höhe von umgerechnet rund sechs Millionen Euro sichergestellt werde, sagte Ziad Al-Bandak, Präsident des Regierungskomitees für die Renovierung der Kirche und Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, am Montagnachmittag bei einer Baustellenbesichtigung mit Medienvertretern. Unter anderem hoffe er auf weitere Unterstützung der katholischen Kirche.

Bislang wurden nach Angaben des Palästinenservertreters elf Millionen Euro in die 2013 begonnene Restaurierung investiert. Rund die Hälfte der Summe stammt demnach aus staatlichen und privaten palästinensischen Quellen, davon 3,7 Millionen Euro aus der Staatskasse. Zu den Gebern der restlichen Summe zählen zahlreiche Staaten, darunter auch Deutschland und der Vatikan.

Staatliche Hilfe soll Christen im Heiligen Land stärken

Die staatliche palästinensische Unterstützung der Kirchenrestaurierung bezeichnete Bandak als Stärkung der Christen im Heiligen Land. Dies sei gleichzeitig eine Botschaft an die Nahostregion. Während Minderheiten in Syrien und anderen Ländern der Region unter Druck stünden, herrsche in Palästina eine gute Koexistenz. Der palästinensische Botschafter am Heiligen Stuhl, Issa Kassasieh, betonte, die gute Zusammenarbeit der Konfessionen bei der Restaurierung sende zudem ein wichtiges Signal der Einheit an die Kirchen weltweit.

Linktipp: Eine ehrwürdige Stätte

Die Kirche über der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem wird endlich renoviert. Doch die schwierigen Arbeiten werden sich wohl noch Jahre hinziehen. Das liegt auch an der Geschichte des Gotteshauses.

Bislang wurden mit dem Dach, den Fenstern, der nördlichen und westlichen Außenfassade sowie der Innenfassaden einschließlich großflächiger Mosaiken aus dem 12. Jahrhundert weite Teile der Geburtskirche restauriert. In einem weiteren Schritt sollen auch die Süd- und Ostfassade instandgesetzt werden. Im Hauptschiff der Kirche soll der Mosaikboden aus dem 6. Jahrhundert restauriert sowie teilweise für Besucher sichtbar gemacht werden. Ferner ist eine Restaurierung der 50 Säulen geplant, von denen 25 mit Fresken verziert sind.

Bandak betonte, die durchgeführten Arbeiten könnten das Bauwerk "für mindestens 500 Jahre" schützen. Unter anderem wurde bei den Fenstern spezielles Filterglas eingesetzt sowie der Kirchenraum mit einer Erdbebensicherung versehen. Von ursprünglich 2.000 Quadratmetern Glasmosaiken sind nach Angaben Bandaks rund 130 Quadratmeter erhalten geblieben.

Bandak rechnete mit dem Abschluss der Arbeiten bis spätestens 2019. Die lange Dauer der Restaurierung führte er darauf zurück, dass bei einem komplexen Bau wie der Geburtskirche immer wieder "unvorhergesehene Herausforderungen" aufträten. Zudem müsse die Instandsetzung sehr sorgfältig durchgeführt werden, um den 2012 erworbenen Unesco-Welterbestatus der Kirche nicht zu gefährden.

Zwei Millionen Touristen im Jahr 2016

Ebenfalls am Montag zogen ranghohe Palästinenservertreter eine positive Bilanz des Tourismusjahres 2016 in Bethlehem. Trotz des negativen Einflusses der politischen Lage in Nahost seien die Zahlen vielversprechend, insbesondere für die zweite Jahreshälfte, betonten die Bürgermeisterin von Bethlehem, Vera Baboun, und der Vorsitzende der Handelskammer Bethlehem, Samir Hazboun, bei einem Pressegespräch.

Insgesamt rechne sie für 2016 mit rund zwei Millionen Touristen, sagte Baboun. Positiv wertete sie auch die Hotelbelegungsrate. Diese habe in der zweiten Jahreshälfte bei rund 83 Prozent gelegen. Nach Angaben des Handelskammervorsitzenden Hazboun gibt es derzeit 37 lizenzierte Hotels in Bethlehem, dazu kämen zehn Einrichtungen in religiöser Trägerschaft. Die Hotelbranche befinde sich im Ausbau.

In einer Grotte unterhalb des Hauptaltars der Geburtskirche markiert ein 14-zackiger Stern auf dem Boden den Ort, der als Geburtsort Jesu verehrt wird.
Bild: ©rparys/Fotolia.com

In einer Grotte unterhalb des Hauptaltars der Geburtskirche markiert ein 14-zackiger Stern auf dem Boden den Ort, der als Geburtsort Jesu verehrt wird. Auch für die meisen Touristen ist dieser Ort der Grund für ihren Besuch in Betlehem.

Eine Herausforderung für den Tourismus, der den wichtigsten Wirtschaftssektor Bethlehems darstelle, ist nach Worten Hazbouns die geopolitische Lage der Region. Insbesondere bei russischen Touristen sowie bei Tagesbesuchern seien Rückgänge zu verzeichnen. Eine Zunahme gab es nach Angaben von Branchenvertretern bei Besuchern aus dem asiatischen Raum sowie aus muslimischen Ländern.

Weniger ausländischer Souvenirprodukte

Als problematisch kritisierten Vertreter alternativer Tourismusinitiativen den Fokus der Branche auf den Massentourismus. Besucher dieses Segments verbrächten durchschnittlich nur eine Stunde in Bethlehem. Zusätzlich müsse der Individualtourismus gestärkt werden, der durch längere Verweildauer, stärkere Kaufkraft und eine Sensibilität für lokale Produkte eine wichtige Nische sei. Begrüßt wurden zudem geplante Initiativen, die Einfuhr ausländischer Souvenirprodukte einzugrenzen sowie die örtlichen Geschäfte dazu zu verpflichten, einen Mindestanteil einheimischer Produkte anzubieten. (kim/KNA)