Die Wiederbesiedlung hat begonnen
Als einen "historischen Moment" hat der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt am Sonntag die Gründung des Vereines der Freunde und Förderer des Zisterzienserklosters Neuzelle bezeichnet. "Damit beginnt die Wiederbesiedlung des Klosters", sagte Ipolt vor den Vereinsmitgliedern. Die geplante Neugründung 2018, 750 Jahre nach der ersten Gründung im Jahr 1268, sei "im wahrsten Sinne des Wortes historisch". Er freue sich, dass "der Faden einer langen Glaubensgeschichte" 200 Jahre nach der Säkularisierung des Klosters wieder aufgenommen werden könne. Gerade in einer Zeit, in nur von sinkenden Gläubigenzahlen gesprochen werde, freue er sich besonders, dass sich "diese Tür öffne".
Zum ersten Vorsitzenden wählten die 44 versammelten Gründungsmitglieder Lothar Bretterbauer. Der 63-jährige ehemalige Kommunalpolitiker (CDU) war von 1990 bis 2014 Bürgermeister der Spreewaldstadt Lübben. Bretterbauer sagte, auch für ihn sei der Moment ein historischer. "Die Chance, bei einer solchen Vereinsgründung dabei zu sein, hat man nicht zweimal in einem Leben. Dass es dann gleich der Vorsitz des Vereins sein würde, hatte ich vorher nicht geahnt", sagte Bretterbauer. Der neugewählte Vorstand wolle noch am Gründungstag die ersten Schritte des neuen Vereines planen.
Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählten die Vereinsmitglieder den langjährigen Vorsitzenden des Kreistags des Landkreises Spree-Neiße, Michael Haidan. Zweiter Stellvertreter ist der Zisterzienserpater Kilian Müller, der designierte Ökonom des zukünftigen Priorates Neuzelle. Den 61-jährigen Thomas Wilke aus Guben, Geschäftsführer einer Spedition, wählte die Versammlung zum Schatzmeister. Schriftführer wurde Winfried Töpler. Der Archivar des Bistums Görlitz ist in Neuzelle geboren und gilt als der profundeste Kenner der Geschichte von Neuzelle. Der designierte Prior des zukünftigen Klosters Neuzelle, Pater Simeon Wester, dankte den Vereinsmitgliedern: "Die Offenheit, die wir hier erlebt haben, hat uns sehr berührt."
Ipolt: Neugründung muss von allen getragen werden
Bischof Ipolt betonte, wie wichtig es sei, dass die Klosterneugründung von Laien mitgetragen werde. Es müsse sichtbar werden, dass die Wiederbesiedelung ein Anliegen aller Christen sei und nicht nur von der Bistumsleitung betrieben werde. "Es muss eine Lobby für die gute Sache geben", sagte Ipolt. Er sei zudem erstaunt, wie positiv auch in den säkularen Medien über die Pläne der Wiederbelebung des Klosters berichtet werde. "Ich hoffe, dass hier ein geistliches Zentrum für unser Bistum und für das Land Brandenburg entsteht", sagte der Bischof.
Mit der Gründung des Fördervereines wurde am Sonntag auch die neue Webseite zur Klosterneugründung freigeschaltet. Auf www.kloster-neuzelle.com finden Interessierte eine Chronik des Neustarts, Informationen zum Zisterzienser-Orden und Kontakt zum neuen Förderverein sowie zu den Zisterziensern. Auf der Seite sind zudem die Spendenmöglichkeiten für das Kloster veröffentlicht. Zukünftig soll auch die Mitgliedschaft im neuen Verein online beantragt werden können. Der Mindestbeitrag liegt dabei mit 15 Euro bewusst niedrig, "um vielen Menschen die Mitgliedschaft zu ermöglichen", sagte Pater Müller. Der Betrag orientiere sich am gleich hohen Mitgliedsbeitrag des Fördervereines für das Zisterzienser-Kloster Bochum-Stiepel.
Linktipp: Die Zukunft des Klosters Neuzelle ist entschieden
Kommen die Zisterzienser zurück in das Kloster Neuzelle? Das Votum aus dem Stift Heiligenkreuz wurde mit Spannung erwartet. Nun ist eine Entscheidung gefallen. (Artikel von November 2016)Die Pläne für eine Wiederbesiedlung des Klosters Neuzelle waren im Juli bekannt geworden. Eine Gruppe von Mönchen aus dem Österreichischen Stift Heiligenkreuz hatte im Sommer den Osten Brandenburgs besucht, um die Möglichkeiten für eine Neugründung zu erkunden. Am 10. November hatten die Zisterzienser dann entschieden, das Kloster Neuzelle wieder zu besiedeln.
Das Kloster wurde 1268 von Markgraf Heinrich dem Erlauchten aus dem Haus Wettin gestiftet. Während der Hussitenkriege zerstörte eine Heeresgruppe das Kloster und folterte und ermordete fast alle Mönche, die seither als "Märtyrer von Neuzelle" verehrt werden. Als einziges Kloster in der Niederlausitz überstand Neuzelle die Reformationszeit. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde die Klosteranlage jedoch schwer beschädigt. 1817 wurde das Kloster durch König Friedrich Wilhelm III. säkularisiert.
Seit 1993 wird die in großen Teilen erhaltene barocke Klosteranlage saniert. 2004 wurden der Klostergarten und die Orangerie nach aufwändiger Rekonstruktion wiedereröffnet. Bekannt ist Neuzelle vor allem für die aus dem 18. Jahrhundert stammenden Neuzeller Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab.