Malteser: Untersuchung durch Vatikan "inakzeptabel"
Der Malteserorden wehrt sich gegen eine vatikanische Untersuchung zu seiner Leitungskrise. Die Amtsenthebung von Albrecht von Boeselager als Großkanzler sei eine interne Entscheidung des Souveränen Malteserordens und falle "allein in dessen Kompetenz", teilte die Ordensleitung in Rom am Wochenende auf ihrer Internetseite mit. Die Einrichtung einer Untersuchungskommission sei ein "Missverständnis des Staatssekretariats" und "inakzeptabel". Malteser-Großmeister Matthew Festing habe dies in einem Brief an Papst Franziskus dargelegt.
Vatikan bezeichnet Boeselager weiterhin als Großkanzler
Der Vatikan hatte am Donnerstag mitgeteilt, die Vorgänge um die Absetzung Boeselagers durch eine Kommission unter Leitung des früheren UN-Diplomaten Erzbischof Silvano Tomasi "umfassend und binnen kurzer Frist" klären zu lassen. In der Bekanntgabe des vatikanischen Presseamts wurde Boeselager weiterhin als Großkanzler bezeichnet.
Der Malteserorden hatte vor kurzem den 67-jährigen Deutschen, dessen Amtszeit bis 2019 dauern sollte, durch den aus Malta stammende John Critien (67) ersetzt. Großmeister Festing begründete die Entlassung mit "schwerwiegenden Problemen", die während Boeselagers Zeit als Verantwortlicher für die Koordination der humanitären Hilfe des Ordens aufgetreten seien. Boeselager teilte daraufhin mit, die Amtsenthebung entbehre "jeder rechtlichen Grundlage".
Nach seinen eigenen Angaben wird ihm der Einsatz von Kondomen zur Aidsverhütung in einem Programm vom Malteser International (MI) in Myanmar vorgeworfen. Es habe dort drei Programme mit der Vergabe von Präservativen gegeben, welche "von der Landesverantwortlichen ohne Kenntnis der Zentrale aufgenommen worden waren". Zwei seien nach einer internen Revision sofort eingestellt worden. Beim dritten sei zunächst eine MI-Ethikkommission eingeschaltet worden. Schließlich sei das Projekt nach einer Stellungnahme der Glaubenskongregation eingestellt worden. Es sei absurd, aus diesem Fall den Vorwurf herzuleiten, er würde die kirchliche Lehre zu Familie und Sexualität nicht anerkennen, so Boeselager.
Burke ist Kardinalpatron
Der jetzt vom Papst berufenen Kommission gehören neben Erzbischof Tomasi vier weitere Personen an: Der Kirchenrechtler und Jesuit Gianfranco Ghirlanda, ehemaliger Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana, der Jurist Jacques de Liedekerke und die Bankmanager Marc Odendall und Marwan Sehnaoui. Der Malteserorden mit weltweit 13.500 Mitgliedern hat den Status eines Völkerrechtssubjekts. Kardinalpatron ist seit 2014 der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke (68). (gho/KNA)