Die neue Direktorin der Vatikanischen Museen über ihr Amt

"Zweifellos eine Revolution"

Veröffentlicht am 26.12.2016 um 10:55 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Seit 1506 existieren die Vatikanischen Museen. Ab 2017 werden sie erstmals von einer Frau geleitet. Im Interview spricht Barbara Jatta über neue Pläne und verborgene Schätze.

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Die Vatikanischen Museen stehen ab dem 1. Januar unter der Leitung der römischen Kunsthistorikerin Barbara Jatta. Die 54-jährige Expertin für Geschichte der Grafik ist die erste Frau an der Spitze der 1506 gegründeten Päpstlichen Sammlungen - eines der größten Museen der Welt neben dem Metropolitan Museum in New York, dem Pariser Louvre und dem British Museum in London. Im Interview spricht sie über neue Pläne und verborgene Schätze.

Frage: Frau Jatta, Sie sind in 500 Jahren die erste Frau, die die Vatikanischen Museen leitet. Eine Revolution?

Jatta: Ich bin bewegt - als Barbara Jatta, nicht, weil ich eine Frau bin. Natürlich werde ich von vielen darauf angesprochen. Ich hoffe aber, ich werde mehr nach dem beurteilt, was ich beruflich bin. Dass der Papst mich ausgesucht hat, ist in diesem Umfeld zweifellos eine Revolution. Es ist ein Zeichen für Veränderung, auch für moderne Zeiten - etwas, das die Kirche immer beachtet hat und wo sie Vorreiterin war.

Frage: Was wird sich ändern, welche Zeichen wollen Sie setzen?

Jatta: Darüber können wir in einer Weile nochmal reden. Natürlich habe ich eine Menge Ideen, aber ich will jetzt noch nichts verraten. Warten wir ab. Vorerst geht es um Kontinuität mit der Leitung meines Vorgängers Antonio Paolucci, der eine herausragende Arbeit geleistet hat.

Bild: ©picture alliance/ZB

Die Vatikanischen Museen sind eine der größten Kunstsammlungen der Welt. Sie beherbergen zum Beispiel den Saal des Konstantin (Sala di Constantino) mit Fresken von Raffael.

Frage: Vor welchen Herausforderungen stehen die Vatikanischen Museen?

Jatta: Eine Herausforderung ist der Andrang von sechs Millionen Gästen pro Jahr. Diese Besucherströme müssen besser gelenkt werden. Wir wollen sie differenzieren und auch in Bereiche der Museen führen, die augenblicklich weniger besucht werden, etwa das Museo Gregoriano Profano mit den Athletenmosaiken aus den Caracalla-Thermen, die etruskische Sammlung - die sich vor dem Etruskischen Museum in der Villa Giulia nicht zu verstecken braucht, oder die jüngst restaurierte Galerie im Braccio Nuovo. Das sind wunderschöne Abteilungen des Museums, die bislang aber abseits der üblichen Rundgänge liegen. Wir wollen bei Tourveranstaltern und Guides darauf hinarbeiten, dass sie Touristen auch dorthin bringen.

Frage: Gibt es große Projekte für das kommende Jahr?

Jatta: In Lissabon machen wir eine Ausstellung über Marienbildnisse - Anlass ist die Reise von Papst Franziskus nach Fatima. Dann planen wir - voraussichtlich ab dem 11. Mai - eine große Schau über die Menora, den Siebenarmigen Leuchter, gemeinsam mit dem Jüdischen Museum in Rom. Damit verbunden ist die Wiedereröffnung des Braccio Carlo Magno nach dreijähriger Restaurierung. Und dann gibt es eine Menge andere Ausstellungen und Restaurierungsprojekte - zu viele für eine kurze Auflistung.

Frage: Und in der Menora-Ausstellung zeigen Sie das Original, das bei der Zerstörung Jerusalems aus dem Tempel geraubt wurde?

Jatta: Schreiben Sie das bloß nicht, sonst kommen die Israelis und suchen hier nach. - Nein, wir haben viele andere Exponate. Schauen wir mal, was es im Einzelnen gibt.

Von Burkhard Jürgens (KNA)