Hofer-Fans fordern schwarzgeschminkten König
Der österreichische FPÖ-Politiker Norbert Hofer erntet auf seiner Facebook-Seite viel Kritik für ein Foto mit den Sternsingern – vielen Kommentatoren fehlt ein schwarz angemalter König.
Der vormalige Präsidentschaftskandidat seiner Partei hatte vor einigen Tagen ein Foto mit drei als Königen verkleideten Mädchen veröffentlicht. Die Reaktionen sind eindeutig, mittlerweile sind mehrere Hundert empörte Kommentare eingegangen: Dass die drei Weisen aus dem Morgenland ohne einen schwarzgeschminkten König auskommen und zudem von Mädchen dargestellt werden, stößt auf wenig Gegenliebe. "Mädels ohne Mohr, da könnt man es gleich bleiben lassen", schreibt ein erboster Verteidiger der Tradition.
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Ein Freund des schwarzen Königs will die Sternsinger nur unter klaren Bedingungen empfangen: "Ohne schwarzes Gsicht moch I gar net auf!", gut wienerisch grantelt ein Kommentator zurück: "Zuerst wollts die Nafris und Afros ned da haben und jetzt auf amoi plerrts alle 'Wo is der Mohr'?" Andere drohen finanzielle Konsequenzen an, wenn die gewünschte Obergrenze von einem "Mohr" pro drei Königen nicht erreicht wird: "[K]ein Moor [sic!] kein Geld. So ist es."
Eine Stellungnahme von Norbert Hofer steht noch aus.
Keine Vorgabe zum Schminken
Eine kirchliche Richtlinie, auf das Schwarzschminken beim Sternsingen zu verzichten, gibt es entgegen der Vermutung einiger Kommentatoren nicht. Die Katholische Jungschar Wiens informiert ihre Mitglieder über die Tradition des Schminkens und die Kritik daran. Das Schminken werde in vielen Pfarreien "auch als ein Zeichen der Solidarität gegenüber Menschen mit anderen Hautfarben gesehen". Dagegen wird die Kritik angeführt, dass die stereotype Darstellung von Schwarzen, das sogenannte "Blackfacing", Teil einer rassistischen Theatertradition sei. Die Entscheidung, ob ein schwarzgeschminkter König mitläuft, werde den einzelnen Pfarreien überlassen.
In der Bibel sind über die heiligen drei Könige wenige Details zu finden. Dort werden sie, ohne Namen und in unbestimmter Zahl, als "Sterndeuter aus dem Osten" vorgestellt. Erst im sechsten Jahrhunderts tauchen die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar auf. Im zweiten Jahrtausend entstand die Tradition, sie als Vertreter der bekannten Erdteile Europa, Afrika und Asien zu identifizieren, im 12. Jahrhundert sind erstmals Darstellungen eines Königs, meist Kaspars, als schwarz nachzuweisen.
In Österreich wird die Dreikönigsaktion von der Katholischen Jungschar getragen. 85.000 Sternsinger sammeln dort Spenden für Kinder auf der ganzen Welt. In Deutschland koordinieren das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der deutschen katholischen Jugend die Spendenaktion. 300.000 Mädchen und Jungen beteiligen sich Jahr für Jahr, 2015 wurde der Brauch im Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen. In diesem Jahr wird für vom Klimawandel betroffene Kinder und Jugendliche gesammelt. (fxn)