Papst lobt Deutschlands Flüchtlingspolitik
Papst Franziskus hat Deutschland für die Aufnahme von Flüchtlingen gedankt. Bei seiner Neujahrsansprache vor Diplomaten im Vatikan hob er ausdrücklich den Einsatz der Bundesrepublik gemeinsam mit dem Italiens, Griechenlands und Schwedens hervor. Die Migrationsproblematik sei "eine Frage, die nicht einige Länder gleichgültig lassen darf, während andere die humanitäre Last tragen, oft mit beträchtlichem Aufwand und schweren Unannehmlichkeiten", sagte der Papst.
"Menschen mit Namen, Geschichten und Familien"
Franziskus sprach sich gegen Abschottung aus. Keinesfalls dürfe man aus der "dramatischen Krise" eine einfache Berechnung machen. "Migranten sind Personen mit Namen, Geschichten und Familien", sagte der Papst. Es werde keinen wirklichen Frieden geben, solange auch nur ein einziger Mensch in seiner Identität verletzt und auf eine bloße Zahl in der Statistik oder ein Objekt von wirtschaftlichem Interesse reduziert werde.
Von der Staatengemeinschaft verlangte der Papst "konkrete Gesten von Mitmenschlichkeit". Diese seien "wesentliche Faktoren für jenen Frieden und jene Entwicklung, auf welche noch ganze Länder und Millionen von Menschen warten", so Franziskus. Nur wenn eine Gesellschaft nicht den Blick vom Leid anderer abwende, könne sie offen und aufnahmebereit und zugleich in ihrem Inneren sicher und friedlich sein.
Jeder Mensch habe ein Recht, "in andere Staaten auszuwandern und dort seinen Wohnsitz aufzuschlagen", betonte der Papst. Zugleich müsse ein Land soziale Integration gewährleisten, ohne seine eigene Sicherheit, seine kulturelle Identität und sein sozialpolitisches Gleichgewicht zu gefährden. Migranten ihrerseits dürften "nicht vergessen, dass sie verpflichtet sind, die Gesetze, die Kultur und Traditionen der Länder, die sie aufnehmen, zu respektieren".
Bei der Ansprache ermahnte Franziskus auch religiöse Führer und Regierungen zum gemeinsamen Vorgehen gegen islamistischen Terrorismus und andere Formen religiös motivierter Gewalt. Es handle sich um einen "mörderischen Wahnsinn, der den Namen Gottes missbraucht, um den Tod zu verbreiten, und versucht, einen Macht- und Herrschaftswillen durchzusetzen."
„Migranten ihrerseits dürfen nicht vergessen, dass sie verpflichtet sind, die Gesetze, die Kultur und Traditionen der Länder, die sie aufnehmen, zu respektieren.“
Fundamentalistischer Terrorismus sei die Frucht einer "großen geistigen Erbärmlichkeit" und häufig auch von sozialer Armut. Nur durch die Zusammenarbeit religiöser und politischer Führer könne diese Gewalt beendet werden, so Franziskus.
Anlass der Äußerungen war die jährliche Ansprache vor Botschaftern, die beim Heiligen Stuhl akkreditiert sind. Gegenwärtig unterhält der Vatikan volle diplomatische Beziehungen zu 182 Staaten. Hinzu kommen Botschaften bei der EU und dem Souveränen Malteserorden.
Auch Kirchen engagieren sich für Flüchtlinge
Bereits im November hatte Franziskus den christlichen Kirchen in Deutschland für ihre Flüchtlingshilfe gedankt. Sie leisteten einen enormen Einsatz, um Hunderttausende aufzunehmen und ihnen Beistand und menschliche Nähe zu geben, sagte er vor deutschen Bischöfen im Vatikan. Damals leisteten die Oberhirten der 27 deutschen Diözesen samt Weihbischöfen ihren turnusmäßigen Ad-limina-Besuch, bei dem sie dem Papst und der Kurie Bericht erstatteten. (gho/KNA)