Steffen Zimmermann über den Kinderporno-Verdacht

Ausgerechnet Limburg!

Veröffentlicht am 10.02.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Steffen Zimmermann über den Kinderporno-Verdacht

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Ausgerechnet Limburg! Das war wohl bei vielen der erste Gedanke, als gestern Morgen der Kinderporno-Verdacht gegen einen Mitarbeiter des hessischen Bistums öffentlich wurde. Denn auch wenn jeder Verdacht dieser Art in jedem Bistum schrecklich wäre - dass nun ausgerechnet Limburg erneut negativ in den Schlagzeilen ist, ist besonders tragisch. Schließlich war erst im September vergangenen Jahres mit der Amtseinführung von Bischof Georg Bätzing der Weg für einen Neuanfang in der gebeutelten Diözese geebnet worden.

Und nun das: Gegen einen Mitarbeiter des Bistums wird wegen des mutmaßlichen Besitzes von Kinderpornografie ermittelt. Angesichts dieser Abscheu hervorrufenden Nachricht werden böse Erinnerungen wach - nicht nur an die gerade erst ausgestandene Krise des Bistums, sondern auch an den Missbrauchsskandal, der die katholische Kirche in Deutschland von 2010 an bis in ihre Grundfesten erschütterte. "Schon wieder die Kirche!", "Hört das denn nie auf?" - so reden jetzt viele, und man kann es ihnen nicht verdenken.

Und doch gilt es zum jetzigen Zeitpunkt, einen wichtigen Aspekt nüchtern festzuhalten: Bisher geht es bei den Vorwürfen gegen den Beschuldigten lediglich um einen Anfangsverdacht; bis zu einer möglichen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung. Sollten sich die Vorwürfe aber bestätigen, handelt es sich um die schockierende Tat eines Einzelnen. Das Bistum Limburg oder gar "die Kirche" dafür in Mitverantwortung zu nehmen, wäre deshalb falsch und ungerecht. Trotzdem - und das kann auch die durchaus lobenswerte Öffentlichkeitsarbeit der Diözese in diesem Fall nicht verhindern: Die Glaubwürdigkeit der Kirche ist einmal mehr heftig angekratzt.

Deshalb sollte das Bistum - nein: sollten alle Bistümer - die Nachricht aus Limburg zum Anlass nehmen, um ihren Umgang mit entsprechenden Fällen zu überprüfen. Funktionieren die Alarm- und Sicherungssysteme im kirchlichen Raum? Sind Haupt- und Ehrenamtliche ausreichend geschult, um Verdachtsmomente richtig einschätzen zu können? Die Kinderporno-Ermittlungen von Limburg rufen schmerzhaft in Erinnerung, dass auch sieben Jahre nach dem Missbrauchsskandal der Umgang mit Sexualität und ihren strafrechtlich zu verfolgenden Abgründen ein schwieriges und sensibles Thema für die Kirche bleibt.

Von Steffen Zimmermann

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.