Widersprüchliche Aussagen der Malteser-Führungsspitze

Rolle Burkes beim Malteser-Machtkampf unklar

Veröffentlicht am 19.02.2017 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 
Rolle Burkes beim Malteser-Machtkampf unklar
Bild: © KNA
Orden

Vatikanstadt ‐ Widersprüchliche Aussagen über den Kardinalpatron des Ordens: Hat er den Malteser-Großkanzler Albrecht von Boeselager nun zum Rücktritt gedrängt oder nicht?

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In Rom herrscht weiter Unklarheit darüber, welche Rolle der amerikanische Kardinal Raymond Burke im jüngsten Machtkampf an der Spitze des Malteser-Ritterordens gespielt hat. Der nach päpstlicher Intervention in sein Amt zurückgekehrte Großkanzler des Ordens, Albrecht von Boeselager, erklärte, treibende Kraft bei seiner rechtswidrigen Absetzung sei der damalige Großmeister Matthew Festing gewesen.

Festing habe ihn im Beisein Burkes aufgefordert, sein Amt niederzulegen. Diese Aufforderung habe gemäß der Ordenshierarchie nur der Großmeister aussprechen können, und nicht Burke, der lediglich das Amt des "Kardinalpatrons" des Ordens innehat. Boeselager äußerte sich am Wochenende vor deutschsprachigen Journalisten in Rom.

Hoffmann-Rumerstein behauptet etwas anderes

Zuvor hatte das seit vier Wochen amtierende Interims-Oberhaupt des Ordens, der Österreicher Ludwig Hoffmann-Rumerstein, in einem Interview mit der Wiener Tagezeitung "Der Standard" erklärt, dass Burke den Großkanzler Boeselager zum Rücktritt aufgefordert habe. Wörtlich sagte er: "Das Gespräch fand in einer normalen Gesprächsform statt. Boeselager hat zu den Rücktrittsforderungen von Kardinal Burke Nein gesagt."

Unabhängig vom tatsächlichen Redeanteil Burkes bei der fraglichen Sitzung betonte Boeselager am Wochenende, aus seiner Sicht sei der amerikanische Kardinal nicht geeignet, den Frieden in der vom Machtkampf in Mitleidenschaft gezogenen Ordensspitze wieder herzustellen. Anlass für die zeitweilige Entmachtung Boeselagers waren Berichte gewesen, wonach eine vom Malteserorden beauftragte Hilfsorganisation in Myanmar Kondome an Frauen ausgegeben hatte, die an der chinesischen Grenze als Prostituierte ihr Leben fristen. (KNA)