30.000 Unterschriften gegen Warschauer Theaterchef
Wegen eines kirchenfeindlichen Theaterstücks fordern mehr als 30.000 Polen mit einer Online-Petition die Entlassung des Chefs einer Warschauer Bühne. "Ich verlange, dass die Finanzierung des Theaters mit öffentlichen Geldern beendet und der Theaterdirektor abberufen wird", heißt es in dem Aufruf an die liberal-konservative Warschauer Oberbürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz. Eine Schauspielerin des "Teatr Powszechny" (Allgemeines Theater) simuliert in dem Stück "Der Fluch" Oralsex mit einer Statue des heiliggesprochenen Papstes Johannes Paul II. (1978-2005), der besonders in seiner Heimat Polen verehrt wird.
Das Theater beruft sich auf die Kunstfreiheit. Es handle sich um eine zulässige Kritik an der Macht der katholischen Kirche im Land. Gegen die Inszenierung des kroatischen Regisseurs Oliver Frljic hatten in den vergangenen Tagen während der Aufführungen Dutzende Menschen vor dem Gebäude demonstriert. Die Kirche wirft den Theatermachern Gotteslästerung vor und sammelt ebenfalls Unterschriften für die Abberufung des Bühnenchefs. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Verletzung von religiösen Gefühlen sowie der Anstiftung zu einem Verbrechen.
Erzbistum Krakau spricht von "Provokation"
In dem umstrittenen Stück denkt eine Hauptdarstellerin ferner über einen Mordanschlag auf den Chef der nationalkonservativen Regierungspartei, Jaroslaw Kaczynski, nach. In einer anderen Szene wird die Papststatue an einem Strick aufgehängt und an ihr das Schild "Verteidiger von Pädophilen" befestigt. Kardinal Stanislaw Dziwisz, der ehemalige Sekretär von Johannes Paul II., verurteilte "die ekelhafte Herabwürdigung". Es sei eine "grobe Ungerechtigkeit", dem einstigen Kirchenoberhaupt Schlechtes zu unterstellen. Es würden absichtlich die Gefühle von Katholiken verletzt.
Die Stadtspitze Warschaus lehnt bislang die Abberufung des Theaterchefs oder eine sonstige Intervention ab. Ob die Theatermacher religiöse Gefühle verletzt hätten, entscheide allein ein Gericht, so ein Sprecher. Die Aufführung von "Der Fluch" weicht deutlich von der Vorlage des polnischen Dramatikers Stanislaw Wyspianski ab. In der vom Erzbistum Krakau aufgesetzten Petition heißt es: "Es besteht kein Zweifel, dass diese Art von Provokation, nämlich Pornografie, gotteslästerliche Szenen, die Verhöhnung der Kirche - und hierfür der Missbrauch einer Figur des heiligen Johannes Paul II. - sowie die Anstiftung zum politischen Hass, nicht stattfinden dürfen." Dass die Hauptstadt Warschau ein solches Theater unterhalte, sei "besonders skandalös". (KNA)