24 Stunden läuft ein Gebet um die Welt
"Mabuhay!" Ein Wort, das an diesem Freitag in christlichen Gottesdiensten und Andachten auf der ganzen Welt zu hören sein wird. Mabuhay bedeutet in der philippinischen Sprache Tagalog "Willkommen", "Hab ein langes Leben" und auch "Zum Wohl" oder "Hurra". Mit diesem Wort werden am heutigen Weltgebetstag die Mitfeiernden begrüßt, bei dem die Philippinen im Mittelpunkt stehen.
Eine der ältesten und größten ökumenischen Aktionen setzt auf das Gebet – und auf die Frauen. Die Initiative "Weltgebetstag der Frauen" nennt sich seit einigen Jahren etwas inklusiver "Weltgebetstag, zu dem Frauen aller Konfessionen einladen", erklärt Lisa Schürmann vom Deutschen Komitee der Gebetsaktion. Männer seien bei den von Frauen vorbereiteten und geleiteten Gottesdiensten gern gesehen, sagt sie. In diesem Jahr haben Christinnen aus dem südostasiatischen Inselstaat die Vorlage für den Gottesdienst mit Texten, Gebeten und Liedern erstellt. Diese wurde in mehrere Dutzend Sprachen übersetzt und wird in mehr als 100 Ländern zum Einsatz kommen.
Im Zentrum steht ein Evangelium, das es in sich hat: Zum Leitwort "Was ist denn fair?" suchten die Philippinerinnen das Gleichnis der Arbeiter im Weinberg (Mt 20,1-16) heraus. Darin zahlt ein Weinbergbesitzer all seinen Tagelöhnern den vereinbarten Lohn von einem Silberstück – auch denen, die er erst am späten Nachmittag angeworben hatte. Verständlicherweise ärgern sich diejenigen, die bereits seit dem frühen Morgen auf dem Feld standen, über den Gutsherren. Im Anschluss können sich die Mitfeiernden bei den Gottesdiensten über die Bedeutung der Bibelstelle austauschen.
Einen aktuellen Bezug schaffen die philippinischen Frauen, indem sie von einer Tradition des gemeinwirtschaftlichen Handelns in ihrer Heimat berichten: Während der Aussaat und Ernte bittet man Nachbarn um unentgeltliche Hilfe. Zwar wird niemand dafür bezahlt, aber alle bekommen einen Teil der Ernte. Mit dieser unter Indigenen verbreiteten Tradition beschreiben die Frauen eine wirtschaftliche Alternative zu den prekären Verhältnissen, die in der Bibel als Alltag beschrieben sind und heute noch für viele Menschen weltweit gelten: Arbeitsverhältnisse im Tagelöhner-Stil, ohne Beschäftigungs- und Einkommenssicherheit.
Hoffnung und Zuversicht sollen gesät werden
Wenn im Gottesdienst oder in den Materialsammlungen des Weltgebetstags über die Situation der Frauen auf den Philippinen berichtet wird, geschieht das anders als etwa bei Hilfswerken. Die Gebetsaktion zielt nicht in erster Linie auf eine entwicklungspolitische Bildung der Gottesdienstbesucher, sondern darauf, Hoffnung und Zuversicht zu säen und Auswege zu zeigen. "Wir bekunden mit dem Weltgebetstag, dass jeder Mensch die gleiche Würde hat und von Gott geliebt ist. Diese Botschaft ist gerade in unserer Zeit unglaublich wichtig," sagte Geschäftsführerin Irene Tokarski der Katholischen Nachrichten-Agentur.
So werden – anonymisiert – drei typische Schicksale von Frauen auf den Philippinen genannt: Eine Witwe, die vom Taifun Haiyan betroffen ist, eine Tagelöhnerin, die ihre Familie nicht ernähren kann und eine Frau, die als Minderjährige drei Monate als Haushaltshilfe in einer Familie arbeitete, die ihr keinen Lohn gab und sie des Diebstahls anklagte. Sie gelangte an einen christlichen Anwalt, der ihr half, dass die ehemalige Arbeitgeberin ihr wegen der gesetzeswidrigen Arbeitsbedingungen eine Entschädigung zahlen musste und die Anklage wegen Diebstahls fallengelassen wurde.
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Die Tagelöhnerin hofft, dass sie ein Stück Land bekommt, das sie selber bewirtschaften kann – wie es eine Agrarreform von 1988 vorsieht. Bislang wurden erst 17 Prozent der geplanten Fläche des Landes umverteilt – die Menschen kämpfen weiter für ihr Recht. Und die vom Taifun betroffene Witwe hat zwar noch keine staatliche Hilfe bekommen, ist aber dankbar für die Leistungen von Hilfsorganisationen.
Mit dem Geld, das in der Kollekte gesammelt wird, unterstützt der deutsche Verein des Weltgebetstags einige Dutzend Projekte weltweit. In den Philippinen werden in diesem Jahr acht Projekte bedacht. Für nächstes Jahr, wenn Suriname die Gottesdienste vorbereitet, bemühe man sich, einen Projektpartner zu finden, sagt Schürman von der Pressestelle. Sie rechnet mit rund einer Million Teilnehmern in Deutschland. Die Zahl würde zwar nicht zentral erfasst werden, aber anhand der Bestellungen des Gottesdienst-Heftes und von 700.000 Reistütchen schätzen. Die kleinen Tütchen mit fair gehandeltem Reis werden bei den Andachten verteilt. Die könne man sich "in unsere Kochtöpfe mischen – uns also buchstäblich einmischen für eine gerechte Gesellschaft", fügt Geschäftsführerin Tokarski hinzu. Dann heißt es "Mabuhay!" im Sinne von "Zum Wohl".