Ackermann fordert: In Afrika nicht nur Probleme sehen
Zu einer neuen Sichtweise auf Afrika hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann beim Start der diesjährigen Misereor-Fastenaktion aufgerufen. Misereor wolle nicht, dass man den "afrikanischen Kontinent insgesamt nur oder vor allem unter der Perspektive der Schwierigkeiten und Probleme, die es dort gibt", anschaue, "sondern mit der Brille der Hoffnung und der positiven Entwicklung", sagte Ackermann im Eröffnungsgottesdienst am Sonntag im Trierer Dom.
Weiter mahnte Ackermann: "Wir wissen sehr genau, dass unsere Weise zu konsumieren und Ressourcen dieser Erde zu verbrauchen, zulasten der Armen geht, und doch tun wir uns schwer, unsere Lebensweise umzustellen." Solange Menschen in Entwicklungsländern reelle Lebenschancen vorenthalten würden, blieben auch Frieden und Sicherheit international gefährdet. "Da helfen auf Dauer keine Zäune und Mauern, so hoch und so lang sie auch sein mögen."
Aufmerksamkeit für Innovationskraft und Potenziale
Die Misereor-Fastenaktion 2017 steht unter dem Motto "Die Welt ist voller Ideen. Lass sie wachsen." und stellt die Innovationskraft afrikanischer Bauern in den Blickpunkt. Bis Ostern will das bischöfliche Hilfswerk auf Ideen und Potenziale der Menschen in Afrika aufmerksam machen und bittet bei Veranstaltungen um Spenden für zahlreiche Projekte. Höhepunkt der Fastaktion ist der 2. April, an dem in mehr als 10.000 Pfarrgemeinden Deutschlands für Misereor gesammelt wird
Der westafrikanische Staat Burkina Faso ist Beispielland der diesjährigen Aktion. Dort leben 80 Prozent der 19 Millionen Einwohner von Landwirtschaft und Viehzucht. Misereor unterstützt dort Projekte, um etwa die Milchproduktion zu steigern oder landwirtschaftliche Innovationen voranzubringen.
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Burkina Faso ist ein bitterarmes Land. Und das Klima macht es den Kleinbauern nicht leichter, ihr Auskommen zu sichern. Doch es geht voran. Und das ist vor allem ein Verdienst der Frauen.An dem Gottesdienst und einem anschließenden Festakt nahmen neben dem Kardinal der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou, Philippe Nakellentuba Ouedraogo, auch die Ministerpräsidentinnen Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) aus dem Saarland und Malu Dreyer (SPD) aus Rheinland-Pfalz teil. Dreyer kritisierte die Praxis des europäischen Exports von Milchpulver und anderer landwirtschaftlicher Produkten nach Afrika. Es gelte, davon Abstand zu nehmen, "dass wir Länder mit Produkten aus Europa überschwemmen, die auch noch subventioniert sind". Zugleich appellierte Dreyer an die Verantwortung der Konsumenten, beim Einkaufen auf faire Handelsbedingungen zu achten: "Die Menschen müssen erkennen: Mein Verhalten hat Einfluss auf die Länder, wo die Güter angebaut werden."
Das 1958 gegründete Hilfswerk ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Die traditionelle Misereor-Fastenaktion beginnt am Aschermittwoch und endet an Ostern. Im Mittelpunkt der Aktion steht jedes Jahr ein Land mit einem bestimmten Schwerpunkt. Mit Partnern in Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika will Misereor Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Seit seiner Gründung brachte Misereor nach eigenen Angaben mehr als 7 Milliarden Euro für über 106.000 Projekte auf. (kim/KNA/dpa)
05.03., 15:40 Uhr: Ergänzt um Aussagen Ackermanns und Dreyers