Geistige Kurzatmigkeit
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In den USA werden langwährende Beziehungen aufs Spiel setzt, um kurzfristige Deals zu machen. Das ist die letzte Blüte einer geistigen Kurzatmigkeit, die man nicht zuletzt dem Zwang zum Quartalsbericht der Börsen in die Schuhe schieben kann.
Aber auch ganz woanders, in der schönen Welt der Hilfswerke und Nichtregierungsorganisationen, ist diese Kurzfristigkeit eingezogen. Dort heißt die nicht hinterfragbare Orthodoxie "Projekt". Alles Handeln und Fördern muss in die Form eines solchen Projektes gegossen werden, einmalig oder von vornherein befristet. Nachhaltigkeit wird zwar beschworen und beworben. Aber die Befristungen und die Hemmung, ja nichts Permanentes entstehen zu lassen, machen das zur Heuchelei. Das Nicht-Nachhaltige, Vorübergehende ist das Prinzip.
In Deutschland können wir das wegstecken: der Staat ist stabil genug. Aber wie ist das in den schwachen Ländern des Südens, wo es oft noch am Permanenten, Langfristigen, Stabilen und Verlässlichen fehlt? Wo Institutionen zerbrechlich sind. Wer Gesellschaften stabilisieren und Ordnungen erhalten will, die Menschen Freiheit und Entfaltungsraum bieten, der kommt nicht darum herum: grundlegende Institutionen wie Schulen und Krankenhäuser brauchen eine verlässliche Grundlage. Sie brauchen nicht nur vorübergehende Partner, sondern richtige Träger. Mit Projekten lässt sich manches ausrichten und verbessern. Aber das Fundament bilden langfristige Beziehungen, belastbare Rechtsverhältnisse und Finanzierungsmodelle, die den Horizont eines befristeten Projekts überschreiten.
Wer tatsächlich noch in langen Zeiträumen denkt, der staunt und verzweifelt, wie leichtfertig Gewachsenes aufs Spiel gesetzt wird. Die Umstürzler sind nicht nur auf den Podien populistischer Parteien zu Hause, sie wirken auch ganz anderswo still und geduldig an ihren Schreibtischen.
Der Autor ist verstimmt, weil einer Augenklinik in Uganda die Existenzsicherung durch ein großes Blindenhilfswerk gestrichen wurde.