Zum Misereor-Sonntag erzählt Abdoulaye Sanfo über sein Heimatland Burkina Faso

Wer sich hängen lässt, hat verloren

Veröffentlicht am 02.04.2017 um 11:33 Uhr – Lesedauer: 
Hilfswerke

Oldenburg ‐ Es ist Misereor-Sonntag. Das bischöfliche Hilfswerk ruft zur Fastenspende auf - für Burkina Faso. Abdoulaye Sanfo reist in diesen Tagen durch Deutschland und stellt seine westafrikanische Heimat vor.

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Abdoulaye Sanfo ist zum ersten Mal in Deutschland. Was der Gast aus Burkina Faso in den vergangenen Tagen in einigen deutschen Bistümern gesehen hat, hat ihn schwer beeindruckt. "Das Land ist so reich an Geschichte, an alten Bauwerken", sagt er. "Man sieht, dass die Menschen hart dafür gearbeitet haben." Besonders beeindruckt hat Sanfo das Thema Landwirtschaft, auch wenn nicht alle Massnahmen in seinem westafrikanischen Heimatland umzusetzen wären. Sanfo weiß, wovon er spricht. Der vierfache Familienvater ist selbst Bauer und bringt als Berater einer Bauernorganisation anderen Bauern Innovationen in Sachen Landwirtschaft nahe.

Dass das bischöfliche Hilfswerk Misereor diese Arbeit so wichtig fand und ihn, einen Moslem, im Vorfeld der diesjährigen Fastenaktion als Botschafter seines Heimatlandes nach Deutschland einlud, erfüllt ihn mit großem Stolz. In der Oldenburger Liebfrauenschule sprach er vor 140 Schülern über die Lebensbedingungen in Burkina Faso.

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Video: © MISEREOR Deutschland

Mit neuen Methoden in Landwirtschaft und Viehhaltung gegen die Armut in Burkina Faso. Der Projektfilm zur MISEREOR-Fastenaktion 2017.

Obwohl in dem Land am Rande der Sahelzone, das fast Dreiviertel der Fläche Deutschlands hat, kaum Regen fällt, leben 80 Prozent der 19 Millionen Einwohner von Land- und Viehwirtschaft, erzählte Sanfo. Angebaut werden Hirse, Baumwolle, Mais und Bohnen, dazu werden Rinder und Schafe gezüchtet. Die Bevölkerung hat es nicht leicht, dem kargen Boden Erträge abzuringen. Alles geht per Hand, Maschinen gibt es kaum. Umso wichtiger ist es, die Erträge in kleinen Schritten zu steigern. Hierzu seien Forschung und lokale Aufklärung nötig.

Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 17 Jahre

Wie Rinder gegen Hautkrankheiten behandelt, Eier in der Wärme ausgebrütet oder schädliches Unkraut mit natürlichen Mitteln bekämpft werden kann - über einhundert solcher Innovationen hat Diobass, die Organisation, die mit Unterstützung von Misereor arbeite und in deren Auftrag Sanfo die Bauern schule, entwickelt. Die Menschen in seinem Heimatland seien voller Energie und wissbegierig, erzählte Sanfo. Über 50 Prozent der Bevölkerung sind unter 17 Jahren. Nur wer sich hängen ließe, habe verloren. Das westafrikanische Sprichwort "Lieber Staub an den Füßen als Staub am Hintern" drücke das ganz treffend aus, sagte Sanfo.

Misereor-Sonntag und Fastenaktion 2017

Die diesjährige Fastenaktion des bischöflichen Hilfswerkes Misereor steht unter dem Motto: "Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen." Im Mittelpunkt steht das westafrikanische Land Burkina Faso. Die deutschen Bischöfe bitten alle Gläubigen darum, diese Arbeit mit einer Spende am Misereor-Sonntag (2. April) zu unterstützen.

Auf die Frage eines Schüler, wie man die Misereor-Fastenaktion noch anders unterstützen könne als mit Geld, meinte er: "Wir müssen selbst lokale Lösungen finden, brauchen aber immer Hilfe bei Forschungen und Ideen." Doch er ist auch überzeugt, dass Ansätze zur Verbesserung der Lebensbedingungen aus der eigenen Bevölkerung heraus kommen müssten. Konzepte von außen überzustülpen bringe nichts. Deutschland und das katholische Hilfswerk Misereor hätten das im Gegensatz zu vielen anderen Ländern und Organisationen erkannt und handelten auch danach, betonte Sanfo mit Respekt.

Von Ludger Heuer