Die Predigten deutscher Bischöfe zum Ostersonntag

Ein Widerspruch gegen den Tod

Veröffentlicht am 16.04.2017 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 
Ostern

Bonn ‐ In ihren Predigten zum Ostersonntag haben sich die deutschen Bischöfe mit der österlichen Botschaft auseinandergesetzt. Katholisch.de hat daraus Denkanstöße zusammengestellt.

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Es gehe darum, die österliche Perspektive des neuen Lebens und des Aufbruchs ernst zu nehmen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, laut Redemanuskript am Ostersonntag in München. Sie gehöre zur christlichen Identität und inspiriere damit auch Europa. Der Erzbischof von München und Freising nannte es eine zentrale Aufgabe, die "Kultur der Freiheit" nicht zu verspielen.

Der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann nannte die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus eine "unglaubliche Horizonterweiterung". Die Auferstehung sei nicht nur der Rückblick ins leere Grab oder eine Tröstung für die Zukunft, sondern vor allem Sendung in die Welt hinein: So habe die Auferstehung "den Menschen aus seinem kleinen, selbstgezogenen Horizont befreit und ihn weltfähig gemacht, fähig zum globalen Denken, Lieben und Handeln." Doch das Christentum müsse seine eigentliche Mission in der Welt erst noch bestehen, deren "hochexplosive" Probleme" nur gemeinsam zu lösen seien. Als mutmachende Beispiele für christliches Miteinander nannte er die gerade renovierte Grabeskirche in Jerusalem und die Fortschritte in der Ökumene.

"Wir ehren an Ostern nicht den Starken", so Erzbischof Hans-Josef Becker im Paderborner Dom, "sondern den, der ganz schwach gestorben ist und sich das Leben schenken ließ." Das sei die grundlegende Botschaft von Ostern, dass man das Leben nicht alleine schaffen müsse. Die Osternacht sei mit ihren Botschaften des Lebens ein Hymnus der Hoffnung, dass das Leben Recht behalte: "Der ewige Gott legt in der Auferstehung Jesu Widerspruch gegen den Tod ein". Ostern lade so zum Träumen von einem angstfreien Leben ein, ein Leben, "in dem kein Mensch mehr sich vor den Menschen zu verstecken braucht. Und wo niemand mehr gegeißelt und durchbohrt wird, weder von bösen Blicken noch von irgendwelcher Gewalt", schloss der Erzbischof von Paderborn.

Linktipp: Papst fordert mutige Initiativen für den Frieden

Zum Schutz der Zivilbevölkerung in Syrien rief Papst Franziskus in seiner diesjährigen Osterbotschaft auf. Außerdem forderte er neue Initiativen für Frieden - und spendete den traditionellen Segen.

Für den Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke bewegt die Osterbotschaft "auch heute Menschen, nach vorne in die Zukunft zu gehen." Er ermutigte die Gläubigen, die Welt und Gesellschaft mitzugestalten, gerade in einer Zeit, die von Angst geprägt sei. Gegen den global wachsenden Egoismus sei die Auferstehung Jesu Gewähr dafür, dass sich Gott in seiner lebensspendenden Liebe nicht eingrenzen lasse. Als ein Kennzeichen der Gegenwart bezeichnete Bischof Hanke die Sehnsucht der Menschen nach ewiger Jugend: Der moderne Mensch könne mit seiner Endlichkeit nur schwer leben. Die Osterbotschaft verkünde dagegen den Durchbruch des neuen Leben Gottes. "Himmlisches und Irdisches, Ewiges und Sterbliches sind nun verbunden, das meint doch Erlösung", so der Eichstätter Bischof.

Auferstehung zeige sich heute, wo Menschen "dem Elend und dem Sterben nicht einfach freie Fahrt lassen", meint der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Hilfsorganisationen und engagierte Menschen machten es möglich, zu erfahren, wie Auferstehung angesichts von Terror, Gewalt und Naturkatastrophen heute funktioniere. Sie hörten nicht auf, in den "Katastrophen von Hunger und Zerstörung Menschen zur Seite zu stehen und neu Hoffnung zu geben", so der Erzbischof im Freiburger Münster. Jesus habe am Kreuz die ganze erfahrene Gottverlassenheit all der vielen herausgeschrien, die nach ihm eines gewaltsamen Todes sterben werden. "Dieser Eine war von einer Liebe getragen, die durch nichts und niemanden tot zu kriegen ist." Diese Liebe Gottes stehe auch den Menschen heute offen und lasse sich durch Menschen und Ereignisse erfahren.

Erlösung ist keine eigene Leistung

Die Erlösung sei niemals das Ergebnis eigener Leistung, sondern ein österliches Gnadengeschenk, sagte Bischof Heinz Josef Algermissen im Fuldaer Dom. "Der Sieg des Gekreuzigten und Auferstandenen über den Tod hat sich als die Realität erwiesen, der die Zukunft gehört." Gott öffne Türen, wo Menschen vor undurchdringlichen Mauern stünden. Die Frage, ob man wirklich an die Auferstehung Jesu glauben müsse oder ob diese "Zumutung" nicht ein wenig "entschärft" könne, verneinte der Bischof: Die Jünger hätten den auferstandenen Jesus wahrhaft und wirklich gesehen und ihn mit solcher Intensität und Gewissheit erlebt, dass ihr Leben fortan von dieser Wahrheit geprägt gewesen sei: "Jesus lebt, und dadurch dürfen auch wir leben." Es habe sie gedrängt, die Leben und Tod verändernde Botschaft den Menschen zu bringen. "Sie wurden der Anfang einer ununterbrochenen Kette von Zeugen dieser guten Nachricht, der wichtigsten, die je den Menschen verkündet wurde."

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Nach den Worten des Limburger Bischofs Georg Bätzing ist der Glaube an die Auferstehung Christi, die an Ostern gefeiert wird, schwierig. "Nirgends mischt sich in unserem Glauben so schnell der Zweifel ein wie an Ostern", sagte der Bischof im Hohen Dom zu Limburg. Anfragen an die Auferstehung seien jedoch grundsätzlich gut: Wer frage und zweifle, zeige Interesse, suche den Auferstandenen und gebe sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden. Die Auferstehung sei eine "Zumutung aus dem Ewigen, die Glauben voraussetzt". Für die Jünger habe der Tag der Auferstehung Christi alles verändert. "Wie sehr wünsche ich mir, dieser eine Tag würde auch uns im Innersten erschüttern, uns ergreifen und alles verändern. Denn Jesus lebt und mit ihm auch wir", sagte Bischof Bätzing.

Ostern ist weder Illusion noch Verdrängung

Es gehe an Ostern nicht um Illusion oder eine Verdrängung der harten Realität, sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im Kölner Dom. Es gebe dem Leben "mitsamt seinem Kreuz und Leid einen ungeheuren Tiefgang und Sinn", dass der gekreuzigte und auferstandene Jesus die Menschen in seine Lebensgemeinschaft aufnehme. Das Mitgefühl der Christen gelte tausenden Flüchtlingen und jenen Kopten in Ägypten, die am Palmsonntag ihr Leben verloren hätten.

An verfolgte und bedrohte Christen weltweit erinnerte auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger kritisierte, dass einige wenige Menschen die eigenen Machtinteressen über das Leben unschuldiger Kinder, Frauen und Männer stellten. Er erinnerte an die Terroranschläge in St. Petersburg, Stockholm und auf Kirchen in Ägypten sowie an die Opfer der Hungerkatastrophe in Ostafrika und den Krieg in Syrien.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße bezeichnete Ostern als "Begründung und Einladung dafür, die Kultur des Humanen zu bewahren und zu stärken". Berlins Erzbischof Heiner Koch würdigte die Erfolge der modernen Forschung. Sie würden jedoch von der Gefahr der Selbstüberschätzung und Selbstüberforderung begleitet. Die Lebenserfahrung lehre jedoch, "dass erfüllt zu leben nicht bedeutet, alles leben zu können, sondern in und mit seinen Grenzen erfüllt zu leben".

16.04.2017, 15:35 Uhr: Ergänzt um weitere Predigt-Ausschnitte. /jhe

Von Johanna Heckeley (mit Material von KNA)