Als die Kirchen zur Einheit fanden
Die Trennung überwinden, die Gemeinschaft sichtbar machen: Das war das Ziel elf christlicher Kirchen, als sie am 29. April 2007 die Magdeburger Erklärung unterzeichneten. Damals hielten sie für die Bundesrepublik Deutschland erstmals schriftlich die wechselseitige Anerkennung der Taufe fest. Unterzeichnet wurde der Text von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie orthodoxen, altorientalischen und Freikirchen. Die trinitarische Formel, das sichtbare Zeichen des Wassers sowie die Einmaligkeit und Unwiederholbarkeit der Taufe wurden dabei als die drei verbindenden und zugleich verbindlichen Elemente beschrieben.
Bereits vor der Unterzeichnung der Erklärung hatte es regionale Vereinbarungen zwischen einzelnen katholischen Bistümern und Gliedkirchen der EKD gegeben. Im Mai 2002 empfahl der damalige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, sich näher mit dem Thema Taufe und ihrer Bedeutung für die Ökumene zu beschäftigen. Die DBK griff diese Initiative aus Rom auf und leitete die gemeinsame Erklärung in die Wege. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der verschiedenen christlichen Kirchen erarbeitete daraufhin den Text, der im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes im Magdeburger Dom unterzeichnet wurde.
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) würdigte die Magdeburger Erklärung aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums bereits vor einem Monat. 2007 hatten aus theologischen Gründen nicht alle Kirchen und Gemeinschaften innerhalb der ACK die Erklärung unterzeichnet. Vorbehalte gegenüber dem Text hatten vor allem die Mitglieder, die ausschließlich die Mündigen- beziehungsweise Erwachsenentaufe praktizieren.
Die christliche Taufe - die Magdeburger Erklärung im Wortlaut:
Jesus Christus ist unser Heil. Durch ihn hat Gott die Gottesferne des Sünders überwunden (Römer 5,10), um uns zu Söhnen und Töchtern Gottes zu machen. Als Teilhabe am Geheimnis von Christi Tod und Auferstehung bedeutet die Taufe Neugeburt in Jesus Christus. Wer dieses Sakrament empfängt und im Glauben Gottes Liebe bejaht, wird mit Christus und zugleich mit seinem Volk aller Zeiten und Orte vereint. Als ein Zeichen der Einheit aller Christen verbindet die Taufe mit Jesus Christus, dem Fundament dieser Einheit. Trotz Unterschieden im Verständnis von Kirche besteht zwischen uns ein Grundeinverständnis über die Taufe.
Deshalb erkennen wir jede nach dem Auftrag Jesu im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes mit der Zeichenhandlung des Untertauchens im Wasser bzw. des Übergießens mit Wasser vollzogene Taufe an und freuen uns über jeden Menschen, der getauft wird. Diese wechselseitige Anerkennung der Taufe ist Ausdruck des in Jesus Christus gründenden Bandes der Einheit (Epheser 4,4-6). Die so vollzogene Taufe ist einmalig und unwiederholbar.
Wir bekennen mit dem Dokument von Lima: Unsere eine Taufe in Christus ist 'ein Ruf an die Kirchen, ihre Trennungen zu überwinden und ihre Gemeinschaft sichtbar zu manifestieren' (Konvergenzerklärungen der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen, Taufe, Nr. 6).
Dem Text haben 2007 zugestimmt:
- Römisch-Katholische Kirche
- Äthiopisch-Orthodoxe Kirche
- Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland
- Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in Deutschland
- Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen
- Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine
- Evangelische Kirche in Deutschland
- Evangelisch-methodistische Kirche
- Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland
- Orthodoxe Kirche in Deutschland
- Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche