Von weißen Pfötchen und Glückseligkeit
Schwester Petra und Hund Leo
Der kleine Hund mit den langen Haaren hat es ihr angetan: "Ich liebe Leo von ganzem Herzen", sagt Schwester Petra Stelzner. Sie ist Schwester der heiligen Maria Magdalena Postel und leitet das Montessori-Zentrum in Berlin. Die Eröffnung des Zentrums 2005 war der Grund, warum der Hund in ihr Leben kam. Nach zwanzig Jahren im Kloster war die Supervisorin und Montessori-Trainerin damals in die Hauptstadt gezogen – als einzige Schwester. "Ich war alleine, das war arg hart." Drei Jahre lang habe sie gehofft, dass doch noch eine Mitschwester nachkommt. Als absehbar wurde, dass sie allein bleiben würde, ging ihr die Idee mit dem Hund nicht mehr aus dem Kopf. "Ich war mir absolut sicher, dass ich so einen kleinen Knopp brauche!" Durch einen Zufall kam sie dann zu einem Züchter und auch zu Leo: "Der streckte mir seine kleinen weißen Pfötchen entgegen und mein Herz machte 'Plong'." Sie lacht. "Ein Hund war für mich schon immer Glückseligkeit."
Seit achteinhalb Jahren ist "Bruder Leo", wie Schwester Petra ihn scherzhaft nennt, immer an ihrer Seite – soweit es geht. Denn Leo, eine Mischung aus Lhasa Apso und Bolonka Zwetna, hat seinen eigenen Kopf. "Ausgeprägt in der Persönlichkeit", habe das in der Rassebeschreibung geheißen. "Er hat ein großes Ego", erklärt es Schwester Petra. "Ich sage immer, er trägt ein Schild über sich, auf dem steht: 'Ich! Aufmerksamkeit! Hier!'." In ihre Seminare könne sie ihn daher nicht mitnehmen, und auch auf der Straße sei es manchmal anstrengend: "Der Fremde ist erstmal Feind für Leo." Obwohl sie bereits als Kind einen Hund hatte, habe sie erst lernen müssen, mit dem neuen Begleiter umzugehen. "Drei Hundetrainer habe ich bereits an ihm verschlissen." Was gut funktioniere: "Wenn ich selbst ruhig und gelassen bin, dann ist Leo das auch."
Das Gassi-Gehen ist wie Therapie
Jeden Tag spaziert Schwester Petra mit Leo anderthalb Stunden durch die Berliner Parks. Das sei für sie wie Therapie: Es mache den Kopf frei und – wenn sie mal schlecht drauf sei – auch schnell wieder gute Laune. "Leo ist ein Ausbund an Lebensfreude, er stürzt sich auf den Rasen und wälzt sich, als wollte er sagen: 'Guck mal, Frauchen, jetzt sind wir endlich wieder im Grünen'." Das wirke sich auch auf sie aus. "Ich bin glücklicher und ausgeglichener, seit ich Leo habe." Dadurch, ist sie überzeugt, könne sie ihre Aufgaben besser erledigen – und die Sorge, dass eine Ordensschwester zu viel Energie in ein Haustier und zu wenig in die Gemeinschaft investiere, sei ja ohne Mitschwestern sowieso hinfällig. Durch Leo habe sie neue Freunde in Berlin gefunden, "das sind alles Hundebekanntschaften, die ich ohne den kleinen Kerl nie kennengelernt hätte".
Schwester Justina mit Kater Frodo und Katze Lucy
In der Benediktinerinnen-Abtei Mariendonk in Grefrath haben Katzen Tradition. Bis in die Mitte der 90er Jahre gab es hier noch eine Landwirtschaft. "Dazu gehörten immer schon Katzen", erklärt Schwester Justina Metzdorf. Heute ist davon nur ein großer Obst- und Gemüsegarten geblieben "und da brauchen wir Katzen, die die Mäuse in Schach halten". 2010, als die letzte Katze gestorben sei, habe sich das sehr schnell herausgestellt: "Da haben sich die Mäuse quasi per Handschlag im Salat verabredet." Über Kontakte kam Schwester Justina an zwei Geschwisterkatzen aus einem Tierschutzprogramm, die dringend ein neues Zuhause suchten. Zur Eingewöhnung bezogen die beiden zunächst den Geräteschuppen. Sie seien ja als Babys eingefangen worden und hätten nur das Zimmer gekannt, in dem sie aufgewachsen waren. "Sie wussten gar nicht, wie es draußen aussieht", erinnert sich die Benediktinerin. Gemeinsam habe sie dann mit ihnen den Garten erkundet: "Die sind erst einmal hinter mir hergelaufen und waren ganz verstört vom Gras und von den Bäumen. Das war sehr niedlich."
Inzwischen sind Frodo und Lucy, wie Schwester Justina sie genannt hat, echte Gartenkatzen geworden. Der Kater sei sehr stark auf Menschen fixiert, "er ist eigentlich immer da. Wenn ich ihn rufe, kommt er sofort angesprungen", erzählt die Nonne. Die Katze habe eher streunerische Veranlagungen. "Es kommt schon mal vor, dass ich sie zwei oder drei Tage gar nicht sehe, sie ist sehr eigenständig." Wenn sie aber da sei, sei sie auch sehr verschmust. Und, wie ihr Bruder, sehr geschwätzig: "Beide sind sogenannte sprechende Katzen, die kommunizieren mit Miau-Lauten in unterschiedlichsten Tonlagen mit mir."
Der Kater frisst gern, die Katze ist der Schrecken der Straße
So machten sie ihren Namen alle Ehre: Kater Frodo, benannt nach dem gleichnamigen Hobbit aus der "Herr der Ringe"-Trilogie von J.R.R. Tolkien, habe immer schon etwas Hobbitmäßiges an sich gehabt. Tolkien stellt das Volk der Hobbits als gemütlich, friedfertig und dem Essen zugeneigt dar. "Der Kater frisst auch sehr gerne", hat Schwester Justina beobachtet. Katze Lucy erhielt ihren Namen nach der Fernsehserie "Luzie, der Schrecken der Straße" aus den 80er Jahren. "Sie hat sowas draufgängerisches, das passt gut." Die beiden würden nett miteinander umgehen, sich sogar gegenseitig abschlecken – solange sie alleine seien. Aber kaum tauche ein Mensch auf, fielen sie übereinander her, "weil sie es sich nicht gönnen können, dass einer bevorzugt wird", vermutet Schwester Justina, die ihre Katzen aus dem Fenster beobachtet hat.
Einige Zeit lang habe es noch einen Hund in der Abtei gegeben, aber nachdem er gestorben war, sind die Katzen in den Keller eingezogen. "Sie haben sozusagen darauf gewartet, dass sie in die Nähe des Hauses kommen können." Schwester Justina lacht. Nun haben sie in einem Kellerraum Körbchen als Schlafplätze. Durch eine Klappe in der Tür können sie jederzeit kommen und gehen. Was den Tieren daran wohl gefällt? "Ich glaube, sie mögen die Nähe zum Menschen", meint die Ordensfrau. Einige ihre Mitschwestern versorgten die Katzen beim Durchgehen nämlich gerne mit Streicheleinheiten. Dadurch, dass Lucy und Frodo die einzigen Tiere seien, hätten sie eine ganz andere Stellung als die Landwirtschaftskatzen früher. "Eine ganze Reihe meiner Mitschwestern hat eine freundschaftliche Beziehung zu ihnen aufgebaut."
Und auch Schwester Justina, die in der Abtei verantwortlich für den Obst- und Gemüsegarten ist, hätte nie gedacht, dass sie einmal eine solche Bindung zu Lucy und Frodo aufbauen könnte. "Als Kind bin ich mit einem Hund aufgewachsen und war überzeugt, ein Hundemensch zu sein", meint sie. "Die Katzen haben mich da aber eines Besseren belehrt."
Die Franziskaner und "Bruder Schnauzbart"
Einen ganz besonderen Bruder haben die Franziskaner im bolivianischen Cochabamba in ihren Reihen: Bruder Carmelo, auch Bruder Schnauzbart gerufen, ist ein Zwergschnauzer – im Habit. Den Hund hatten die Mönche vor einigen Monaten zu sich genommen. Einer der Mönche mit Namen Carmelo hatte seine Mitbrüder wegen seines Schnauzbartes zu der Namensgebung inspiriert, berichtete der lokale Fernsehsender ATB. Dann hätten sich die Mönche überlegt, diesen Witz auszuweiten: "Wir haben einige Puppen in der Kirche, die wir verwenden, um Kinder zu amüsieren. Eine dieser Puppen hatte einen Habit an, und da dachten wir uns, den für den Hund zu nutzen", erklärte einer der Franziskaner gegenüber dem Sender. In diesem Aufzug hatte der Hund auch schon öffentliche Auftritte, zum Beispiel für einen Tierschutzverein. "Bruder Carmelo" erhielt große Aufmerksamkeit in den internationalen Medien und den Sozialen Netzwerken. Die Mönche betonten daraufhin laut dem Bericht, dass das Verkleiden von Hunden keine übliche monastische Praxis sei und sie es nicht in ihren Tagesablauf integrieren wollten.
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Bruder Thomas Morus und die Kaninchen
Bis Bruder Thomas Morus zu den Kaninchen kam, war es ein langer Weg. Begonnen hatte alles vor über 35 Jahren: Nach seinem Agrarwissenschafts-Studium bekam er die Möglichkeit, Vinzentinerinnen in Tansania beim Aufbau einer Farm zu helfen. "Dazu gehörte auch die Ausbildung der Schwestern in Landwirtschaft, Tierhaltung und Gartenbau", erzählt Bruder Thomas. Er trat seinen Dienst als Laie an, ohne den Gedanken, jemals in ein Kloster einzutreten. Das änderte sich nach einem Jahr in Ostafrika: In der Nähe sei ein großes Benediktinerkloster gewesen, das er für seine Aufgabe immer mal wieder besuchte. "Ostern 1982 habe ich mich entschlossen, Benediktiner zu werden." Drei Jahre später erhielt er in der Abtei Münsterschwarzach die monastische Grundausbildung, um dann mit zeitlicher Profess in die Benediktinerabtei Peramiho in Tansania zurückzukehren.
Dort kümmerte sich Bruder Thomas unter anderem um den Klostergarten mit Obst- und Gemüsebau, das landwirtschaftliche Ausbildungszentrum und eine kleine Viehzucht. Dazu gehörten Hunde – und auch Kaninchen. Auch nach seiner Rückkehr nach Münsterschwarzach 2001 wünschte er sich, weiterhin Tiere zu halten. Er bekam eine kleine Herde von etwa 25 Dorperschafen, nach denen er täglich sah. "Das ist sehr schön, weil die Tiere den Schäfer sehr gut kennen und auch wahrnehmen." Aber irgendwann hatte er keinen "Bock mehr auf Bock", wie er sagt, auch, "weil der letzte Bock sehr aggressiv war.
Doch ein Leben ohne Tiere – das war für Bruder Thomas keine Lösung. So kam er zu den Kaninchen der Rasse Mecklenburger Schecken, die in den umgebauten Schafstall einzogen. Für den Benediktiner mehr als ein Hobby: "Man weiß, wenn man morgens aufsteht, dass man die Tiere füttern darf, 365 Tage im Jahr." Jedes habe seine eigene Persönlichkeit – und einige freuten sich, wenn er in den Stall komme und sie mit Apfelschnitzen, Möhren und Abfällen aus der Gemüseküche oder Grünschnitt füttere. "Dann hüpft es im Gehege herum und wenn ich es öffne und rufe: 'Na, wo ist denn der Knuffel?', dann kommt es und macht "Näschen" mit mir, also reibt sein Maul an meine Nase."
Eine besondere Begrüßung von Rammler Charly
Rieke, Nora, Charly oder Blacky heißen einige der "Langohren", wie Bruder Thomas sagt. Aber nicht alle Tiere bekommen Namen: "Das ist kein Streichelzoo", erklärt der Benediktiner, der auf dem Land aufwuchs. Die Tiere aus der Mast blieben namenlos. "Das geht zu schnell, die werden ja nur fünf oder sechs Monate alt. Dann kommen sie in den Kaninchenhimmel", wie der Ordensmann sagt. Er schlachtet seine Tiere selbst, gemeinsam mit einem Mitbruder, der gelernter Fleischer ist. Das sei nicht immer ganz leicht für ihn: "Dadurch, dass ich die Tiere von Geburt auf kenne, wachsen sie mir schon ans Herz." Zwar könne er die Kaninchen vor dem Schlachten streicheln und sie danach dennoch mit Genuss essen. "Aber ich habe vorher oft so ein bisschen Druck auf dem Magen, solange die Tiere noch leben." Gleichwohl müsse jeder eben einmal sterben, meint er, "aber die Kaninchen haben noch das Glück, danach ein Braten zu werden". Bei Rammler Charly allerdings wird es wohl nie so kommen. "Der ist ein besonderes Tier. Wenn ich ihn am Rücken kraule, legt er den Kopf um und leckt mir dir Hand." Und jedes Mal, wenn er in den Stall komme, mache er Männchen. Ans Schlachten sei da natürlich nicht zu denken.