Bald sieben von zehn Kirchen geschlossen?
Im Duisburger Süden könnten im Rahmen der Strukturreform des Bistums Essen bald sieben von zehn Kirchen geschlossen werden. Der Planungsstand im sogenannten Pfarreientwicklungsprozess sorgt bei den Gläubigen für Betroffenheit, wie die WAZ am Donnerstag berichtete. Noch bis Ende dieses Jahres sollen die Pfarreien im Ruhrbistum Vorschläge für Einsparmaßnahmen machen – das betrifft insbesondere auch die Aufgabe von (Kirchen-)Gebäuden. Dann liegt die Entscheidung für ein endgültiges Konzept beim Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck. Das Ziel: Bis 2020 sollen die Pfarreien knapp ein Drittel, bis 2030 rund die Hälfte ihrer Ausgaben einsparen.
Um diese Vorgaben zu erreichen, wurden für den Duisburger Süden drei Modelle entwickelt, die den Gläubigen jetzt auf einer Gemeindeversammlung vorgestellt wurden: Die für die Gemeinde schlimmste Variante sieht vor, dass lediglich drei der zehn Kirchengebäude weiter als Gottesdienstorte genutzt werden. Ein Mittelweg, dem der Gemeinderat gute Chancen einräumt, wäre, dass die von einer Schließung bedrohten Kirchen zunächst noch offenbleiben und erst in den kommenden Jahren über ihr endgültiges Schicksal entschieden wird. Nach dem für die Gemeinde besten der drei Modelle würden zusätzlich zwei weitere und damit insgesamt fünf Kirchen langfristig erhalten bleiben.
Dem Dorf das Herz rausreißen
Zufriedengeben wollten sich die Duisburger laut WAZ mit keiner der Planungsvarianten. Unter anderen ist die mittelalterliche Kirche St. Dionysius gefährdet: "Damit wird 900 Jahre Kirchengeschichte einfach beendet. Es ist, als ob dem Dorf das Herz herausgerissen wird“, sagte ein Gemeinderatsmitglied auf der Versammlung. Für eine weitere Duisburger Kirche plant der Förderverein im Falle einer Schließung, das Gebäude aus eigenen Mitteln zu unterhalten.
Das Bistum Essen leitete seine Umstrukturierungsmaßnahmen im Jahr 2006 aufgrund der rückläufigen Katholikenzahl und sinkender Kirchensteuereinnahmen ein. 259 Gemeinden wurden zu 43 Großverbünden zusammengeschlossen. Außerdem gab das Ruhrbistum 96 seiner 368 Gotteshäuser auf. Neben Kirchengebäuden sind weitere Immobilien in kirchlicher Hand von der Strukturreform betroffen, so etwa Pfarrheime, -häuser oder -büchereien. (tmg)