Papp-Papst in Vechta entführt
In der niedersächsischen Provinz geschehen merkwürdige Dinge: In Vechta hat eine feministische Gruppierung den Papst entführt. Die gute Nachricht ist, dass sich der echte Franziskus aus Fleisch und Blut wohlbehalten im Vatikan befindet. Das Opfer ist ein Papst aus Pappe, der als lebensgroße Aufstellfigur für eine theologische Ringvorlesung der Universität Vechta geworben hatte.
Die Entführung muss am vergangenen Wochenende passiert sein, denn am Montag bemerkte Hochschulseelsorger Pater Gregor Naumann das Fehlen der päpstlichen Werbefigur. Im Foyer der Kirche am Campus war statt des Papstes ein Bekennerschreiben der Täterinnen zu finden: "Der Papst macht Urlaub", erklärte die Gruppe, die sich selbst Feministische Aktion Vechta (FAV) nennt. Nach Angaben des Bischöflich Münsterschen Offizialates Vechta nimmt Naumann die Aktion mit Humor: "Der Papst ist offensichtlich als Gast gefragt. Wir freuen uns, dass sich die feministischen Aktivistinnen - wahrscheinlich Studierende der Universität Vechta - um ihn kümmern und ihm etwas Urlaub gönnen."
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Der Dominikanerpater zeigt sogar Verständnis für die Feministinnen: "Sie haben richtig erkannt: Papst Franziskus würde nicht im Foyer der Kirche bleiben, sondern zu den Studierenden gehen, um sie und ihre Lebenswelt kennenzulernen." Zudem sei er gespannt, was die Aktivisten mit dem Kirchenoberhaupt unternehmen werden.
Man muss der FAV zugestehen, dass sie sich fürsorglich um den papiernen Pontifex kümmert: Sie geht mit Franziskus einkaufen und spendiert ihm dabei ein Bier. In einem großen Bett kann er sich beim Schauen von Serien im Internet bequem machen. Auch einen Badeausflug an einen nahegelegenen See hat der Papst mit der FAV schon gemacht und dabei die norddeutsche Fauna erkundet. Auf Facebook berichten die Entführer ausführlich, was sie mit Franziskus unternehmen.
Der Hintergrund der launigen Aktion scheint jedoch ernst zu sein. Auf Anfrage von katholisch.de erklärte die FAV am Freitag, dass sie der Kirche "sehr kritisch" gegenüberstehe und die Gesellschaft "aufrütteln" wolle. Die Entführerinnen fordern eine Trennung von Kirche und Staat und wenden sich gegen die Diskriminierung von Frauen – auch in der Kirche. Sie sehen nach eigener Aussage im Papst "ein Paradebeispiel, dass wir auch in unserer heutigen Gesellschaft noch weit von Gleichberechtigung entfernt sind". Die FAV gibt aber auch zu, dass sie "mit den aktuellen Entwicklungen nicht gerechnet habe" und sich in den nächsten Tagen über ihr weiteres Vorgehen beraten wolle. Sie will keine "Marketing-Aktion für die katholische Kirche" machen.
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Wie sich die FAV auch entscheiden wird, Hochschulseelsorger Naumann nimmt ihnen die Aktion nicht krumm: "Dem echten Papst würde die Aktion gefallen", ist er sich sicher. "Und egal wohin ihn die Aktivistinnen mitnehmen – Papst Franziskus hat immer wieder betont: Die Kirche muss an die Ränder der Gesellschaft gehen." Er hat die Feministinnen zudem zu einem Diskussionsabend in die Kirche am Campus eingeladen.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Papp-Papst unversehrt aus seiner Entführung in den Schoß der Kirche zurückkehren wird. Falls dem nicht so sein sollte, wäre das auch nicht weiter schlimm, denn es gibt Ersatz: Die Hochschulseelsorge hat bereits einen zweiten lebensgroßen Franziskus bestellt, der künftig von Gruppen gemietet werden kann, die mit dem Papst unterwegs sein wollen. Ob die Aktivistinnen der FAV ihren Zielen mit der Entführung des prominenten Kirchenmannes näher kommen werden, ist zu bezweifeln.