Mindestens 34 Menschen sterben bei Bootsunglück

"Das ist kein Horrorfilm, das ist die Wirklichkeit"

Veröffentlicht am 24.05.2017 um 16:47 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Rom ‐ Am Mittwoch spielen sich auf dem Mittelmeer grauenerregende Szenen ab. Nach dem Kentern eines Flüchtlingsbootes sind mindestens 34 Menschen ertrunken. Die meisten waren noch Kleinkinder.

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Ein Flüchtlingsboot mit zahlreichen Kindern an Bord ist auf dem Mittelmeer gekentert. Bis zum Mittwochnachmittag seien 34 Leichen geborgen worden, die meisten davon Kleinkinder, twitterte der Gründer der Hilfsorganisation MOAS, Chris Catrambone. Eines der Boote sei gekentert. Rund 200 Menschen seien ins Wasser gefallen, darunter zahlreiche Kinder und Frauen.

Küstenwache bestätigt Zahl der Opfer

"Das ist keine Szene aus einem Horrorfilm, das ist die Wirklichkeit vor den Toren Europas", so Catrambone. Auf Bildern sieht man, wie viele Menschen im Wasser treiben. Die italienischen Küstenwache ging nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa von 31 Toten aus, befürchte aber mehrere Vermisste.

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Erst am Vortag war bekannt geworden, dass am vergangenen Freitag möglicherweise mehr als 150 Migranten gestorben sein könnten. Überlebende hätten von 156 Vermissten berichtet, hatte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mitgeteilt. In diesem Jahr sind bei der Überfahrt über das Mittelmeer bereits mehr als 1340 Menschen ums Leben gekommen. Derzeit setzen vermehrt Boote in Richtung Italien über, weil das Wetter gut ist.

Derweil wurde die deutsche Hilfsorganisation Jugend Rettet Zeuge eines weiteren Zwischenfalls. Von Booten der libyschen Küstenwache sei während einer Rettungsaktion auf Flüchtlingsboote geschossen worden. Zudem seien Migranten geschlagen worden, hieß es in einer Mitteilung. Zwei Boote seien wieder zurück nach Libyen gebracht worden. "Über 100 Menschen sind aus Panik ins Wasser gesprungen. Zum Glück hatten die meisten Rettungswesten an, die wir schon verteilt hatten", erklärte der Kapitän des Schiffs Juventa der Mitteilung zufolge. "Für uns selber war die Situation äußerst kritisch: Wir sind hier, um zu helfen, waren aber gezwungen tatenlos zuzusehen, um nicht selber eine Kugel einzufangen."

1.800 Menschen gerettet

Rund 1.800 Bootsflüchtlinge sind am Mittwoch in zehn Hilfsoperationen aus italienischen Gewässern in Sicherheit gebracht worden. Wie die italienische Küstenwache in Rom mitteilte, kam es bei einer der Rettungsaktionen zu einem Unglück. Die am Mittwoch geborgenen Migranten befanden sich den Angaben zufolge auf vier Schlauchbooten und sechs Holzkähnen. An den Einsätzen waren neben vier Schiffen der italienischen Küstenwache auch die Mission der European Union Naval Force zur Bekämpfung von Menschenschmuggel sowie humanitäre Organisationen und Handelsschiffe beteiligt (dpa/KNA)

24.05., 19:36 Uhr: Ergänzt um Rettungsorganisationen

Themenseite: Auf der Flucht

Die Flüchtlingskrise fordert Staat, Gesellschaft und Kirchen mit ganzer Kraft heraus. Auch die katholische Kirche in Deutschland engagiert sich umfangreich in der Flüchtlingsarbeit. Weitere Informationen dazu auf der Themenseite "Auf der Flucht".