Fünf Verletzte in Oberallgäuer Kirche

Kirchendecke stürzt auf Gottesdienstteilnehmer

Veröffentlicht am 26.05.2017 um 11:40 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN
Unfälle

Vorderburg ‐ In einer Kirche im Oberallgäu haben sich während eines Gottesdienstes Teile der Decke gelöst und sind in die Tiefe gestürzt. Der Unfall geschah bei der Himmelfahrts-Messe – die Kirche war voll besetzt.

  • Teilen:

In der Sankt-Blasius-Kirche in Vorderburg (Landkreis Oberallgäu) sind am Donnerstagvormittag Teile der Decke auf Gottesdienstbesucher hinabgestürzt. Fünf Menschen im Alter von 60 bis 85 Jahren wurden laut Polizei verletzt. "Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich hierbei nur um leichte bis mittelschwere Verletzungen", hieß es. Vier Betroffene seien stationär ins Krankenhaus gebracht worden. Ein Verletzter habe nach einer ambulanten Behandlung vor Ort nach Hause gehen können. Lebensgefahr bestehe für keinen der Verletzten, sagte ein Polizeisprecher der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Kempten.

"Das Ganze geschah kurz vor dem Ende der Messe, kurz vor dem Segen", erzählte Thomas Tanzer am Freitag der KNA. Tanzer ist parteiloser stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Rettenberg, zu der Vorderburg gehört. Er habe bei dem Unglück selbst in der Kirche gesessen, sagte Tanzer. "Das ist hinter mir passiert. Es war zu dem Zeitpunkt ganz still. Niemand hat gesprochen, es spielte keine Musik. Und dann gab es plötzlich diesen riesenlauten Schlag."

Die Verletzten hätten sofort Hilfe von Umstehenden bekommen, die diese durch die nahe Tür ins Freie gebracht hätten, ergänzte Tanzer. Der Pfarrer oder der Mesner habe die Gläubigen dann per Mikrofon gebeten, die Kirche geordnet zu verlassen. "Es gab keine Panik."

Kirche war zum Unfallzeitpunkt voll besetzt

Nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) gab es Platzwunden und Abschürfungen. Der Pfarrer habe die Kirche nach dem Vorfall räumen lassen. Nach Polizeiangaben ist das Gotteshaus derzeit nicht betretbar. Zur Unfallursache seien Ermittlungen aufgenommen und dabei auch ein Bautechniker hinzugezogen worden. Das heruntergefallene Stück Putz sei etwa drei bis fünf Quadratmeter groß gewesen und aus rund zehn Metern "völlig unvermittelt" in die Tiefe gestürzt. Kirchgänger hätten das Gewicht des Brockens auf etwa 50 Kilogramm geschätzt, meldete die "Augsburger Allgemeine" am Freitag.

Laut Polizei war die Kirche zum Zeitpunkt des Unglücks mit etwa 430 Menschen voll besetzt. Nicht nur wegen des Feiertags Christi Himmelfahrt, fügte der stellvertretende Bürgermeister Tanzer hinzu, sondern auch, weil der Gottesdienst im Zeichen der Einweihung eines neuen Gasthofs gestanden habe. Dieser sei ein Projekt der örtlichen Dorfgemeinschaft und habe an diesem Tag gesegnet werden sollen.

Statische Untersuchung des Dachwerks im Jahr 2014

Das Bistum Augsburg teilte am Freitagnachmittag mit, dass es in Sankt Blasius 2014 eine statisch-konstruktive Untersuchung am Dachtragwerk gegeben habe. "Die dort als dringlich eingestufte Maßnahme im Emporenbereich wurde durch die Kirchenstiftung erledigt." Weitere empfohlene bauliche Maßnahmen würden im Rahmen einer geplanten Kircheninstandsetzung erfolgen.

Nach den Worten eines Sprechers gab es im Bistum in den vergangenen Jahren rund 720 Standsicherheitsüberprüfungen. Weitere 150 Prüfungen liefen oder seien bereits in Auftrag gegeben. In Einzelfällen seien Kirchen vorübergehend gesperrt worden. Die Sankt-Blasius-Kirche bleibe bis auf Weiteres geschlossen und Gottesdienste würden vorerst in der Rettenberger Pfarrkirche abgehalten. (KNA)

26.05., 15:07 Uhr: Weitere Informationen ergänzt