Ex-Bundesverfassungsrichter gegen totalitäre Forderungen

Di Fabio: Religionsfreiheit der Zuwanderer achten

Veröffentlicht am 31.05.2017 um 10:45 Uhr – Lesedauer: 
Udo di Fabio ist ehemaliger Richter am Bundesverfassungsgericht.
Bild: © KNA
Migration

Magdeburg ‐ In Deutschland schwindet die Religiosität. Ist das ein Grund, auch Migranten ihren Glauben zu verwehren? Der frühere Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio hat dazu eine klare Meinung.

  • Teilen:

Der frühere Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio mahnt Respekt vor der Religionsfreiheit der Zuwanderer an. Er warnte am Dienstagabend in Magdeburg davor, bei der Integration "totalitäre Forderungen in softer Form wiederzubeleben". Beim ökumenischen Jahresempfang der Kirchen in Sachsen-Anhalt wandte er sich gegen Erwartungen, dass sich Migranten dem "Defizit" an Religiosität in westlichen Gesellschaften anpassten: "Wir müssen die Menschen so nehmen, wie sie zu uns kommen."

Di Fabio räumte ein, dass in Aufnahmegesellschaften "Angst entsteht, wenn Menschen kommen, die fester glauben". Die Reaktion darauf dürfe aber nicht der Versuch sein, "sie zu neuen Menschen zu machen"; dies sei das Ziel totalitärer Diktaturen.

Der Jurist hob die Bedeutung von Glauben für den Erhalt einer freiheitlichen Gesellschaft hervor. So sei der Gottesbezug im Grundgesetz eine "Rückversicherung" zum Schutz der Menschenrechte. Dabei meine das Grundgesetz "auch den Gott der Agnostiker", so di Fabio. (KNA)