Marx will möglichst viele Frauen auf Führungsposten
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat Frauen ermuntert, Führungspositionen in der Kirche anzustreben. Hier gebe es auf allen Ebenen Nachholbedarf, von der Pfarrei bis zum Vatikan, sagte Marx am Donnerstag zum Abschluss des ersten Mentoring-Programms zur Steigerung des Anteils von Frauen in kirchlicher Führung in München. Von jederzeit möglichen Rückschlägen sollten sie sich nicht entmutigen lassen. "Es wird euch nichts geschenkt, das kann ich euch voraussagen", fügte Marx hinzu.
Dabei räumte der Erzbischof ein, dass er nicht immer so gedacht habe. Noch als Bischof von Trier etwa habe er eine Frau an der Spitze des Seelsorgeamtes einer Diözesanverwaltung für undenkbar gehalten. Inzwischen sei diese Position in 11 von 27 deutschen Bistümern mit einer Frau besetzt, "und alle sind zufrieden". Bei den Beratungen der Kardinalskommission zur Kurienreform habe er sich von Anfang an für eine Erhöhung des Frauenanteils stark gemacht. Dieser Prozess sei jedoch "mühsam".
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In der Kirche gibt es viele kompetente Frauen, sagt Andrea Gersch. Damit diese noch sichtbarer werden, ist sie selbst aktiv geworden und hat Eva-Maria Düring als Mentorin begleitet. Ein Doppelinterview.Zu allen Aufgaben, die nicht an ein Weiheamt geknüpft seien, müssten Frauen gleichberechtigt Zugang haben und darin gefördert werden, unterstrich Marx. Sozialwissenschaftliche Forschungen hätten gezeigt, dass geschlechtlich gemischte Arbeitsgruppen zu besseren Ergebnissen kämen. Daher wäre es geradezu "unvernünftig", auf die Kompetenzen von Frauen in der Kirche zu verzichten.
Zugleich bekannte der Kardinal, dass der Ausschluss von Frauen aus Weiheämtern der katholischen Kirche "nicht gerade hilft, in der Welt als Vorreiter der Gleichberechtigung zu erscheinen". Von der Kirche dürfe aber nie die Botschaft ausgehen, dass dort nur Männer Herrschaft ausübten. Außerdem müsse sich die Kirche dem Problem stellen, dass Frauen in der Geschichte benachteiligt worden seien. Marx sagte, er habe nicht zu richten über die Arbeits- und Machtverteilung in anderen Kulturen. Sicher sei aber, dass es "so nicht bleiben" werde.
Das Mentoring-Programm wird vom Hildegardis-Verein mit den Bistümern und der Bischofskonferenz durchgeführt. An den ersten beiden Zyklen haben 40 Frauen aus 14 Diözesen teilgenommen. Nach dem Ende des ersten einjährigen Durchgangs hätten etwa ein Drittel der 20 Teilnehmerinnen eine neue Führungsposition gefunden oder seien auf dem Sprung in eine solche. Im Sommer 2018 soll ein weiterer Durchgang starten. Ziel sei möglichst alle Diözesen dafür zu gewinnen. (KNA)