Marx bedauert mögliche Auflösung des Ehebegriffs
In der Diskussion um die "Ehe für alle" äußert sich nun auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. katholisch.de dokumentiert das Statement im Wortlaut:
"Die Deutsche Bischofskonferenz betont, dass die Ehe – nicht nur aus christlicher Überzeugung – die Lebens- und Liebesgemeinschaft von Frau und Mann als prinzipiell lebenslange Verbindung mit der grundsätzlichen Offenheit für die Weitergabe von Leben ist.
Wir sind der Auffassung, dass der Staat auch weiterhin die Ehe in dieser Form schützen und fördern muss. Wir bedauern, wenn dieser Ehebegriff aufgelöst werden soll und damit die christliche Auffassung von Ehe und das staatliche Konzept weiter auseinandergehen. Es ist auch wegen der von vielen Seiten geäußerten erheblichen verfassungsrechtlichen Bedenken völlig unangemessen, eine solche gesellschaftspolitische Grundentscheidung in diesem überstürzten Verfahren zu fällen.
Die Deutsche Bischofskonferenz hat in ihren Stellungnahmen zum Lebenspartnerschaftsrecht betont, dass es ein Missverständnis wäre, die hervorgehobene Rechtsstellung der Ehe und ihren bleibenden besonderen Schutz als Diskriminierung homosexuell veranlagter Männer und Frauen zu verstehen."
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Die "Ehe für alle" kommt. Daran kann es nach der Kehrtwende Angela Merkels keine realistischen Zweifel mehr geben, sagt Kilian Martin. Die Bundesrepublik stehe vor einer Zäsur – und die Kirche vor einer großen Aufgabe.Das sagen die anderen Bischöfe
Für den Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode kommt die bevorstehende Entscheidung des Bundestages "zu kurzfristig und überstürzt". Stattdessen hätte er sich eine intensivere und breitere Auseinandersetzung im Bundestag und in der Gesellschaft gewünscht, sagte er am Mittwoch in Osnabrück. "Immerhin wird durch diese Gleichstellung der Begriff der Ehe, der verfassungsrechtlich besonderen Schutz genießt, vom Staat neu definiert." Nach kirchlichem Verständnis sei die Ehe eine Gemeinschaft aus Mann und Frau, aus der auch Kinder hervorgehen können, führte Bode aus. Für die katholische Kirche sei die Ehe zudem ein Sakrament und damit ein besonderes Zeichen der Gemeinschaft Gottes mit den Menschen.
Gleichzeitig wünscht sich der Bischof allerdings eine möglichst weitgehende rechtliche Angleichung, da "in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften viele Werte gelebt werden, die in heterosexuellen Partnerschaften von hoher Bedeutung sind, etwa Liebe, gegenseitige Fürsorge und Unterstützung". Homosexuelle Menschen seien in der Vergangenheit vielfach diskriminiert, verfolgt und benachteiligt worden, was leider in vielen Teilen der Welt immer noch der Fall sei. "Ihnen gebührt jedoch Wertschätzung und Respekt, auch von Seiten der Kirche."
Bischof Voderholzer ruft zu Protest-Mails auf
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr nannte den von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer Partei eingeleiteten Kurswechsel einen Fehler. "Ich bedauere es, wenn der Staat so grundsätzlich andere Wege geht, als wir in der katholischen Kirche", sagte Neymeyr dem MDR. "Aber wir werden dann trotzdem an unserer Einstellung festhalten. Es wird keine Eheschließung zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren geben."
Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sagte der "Main-Post" (Mittwoch): "Wir müssen eindeutig sagen, dass eine Ehe nach unserem christlichen Verständnis nur zwischen einem Mann und einer Frau bestehen kann." Damit werde nicht der Stab über andere Lebensentwürfe gebrochen, wohl aber der Weg christlichen Eheverständnisses eindeutig beschrieben. Wichtig sei eine klare Definition von Ehe und Familie, damit Fehlentwicklungen, wie sie teilweise durch die Bewegung des "Gender Mainstreaming" entstünden, nicht die Oberhand gewönnen.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer rief dazu auf, Bundestagsabgeordneten Protestmails gegen die "Ehe für alle" zu schicken. Dabei verwies er auf eine entsprechende Aktion des Bündnisses Demo für Alle. (bod/KNA)
28.06.2017, 17.20 Uhr: ergänzt um die Statements der Bischöfe Bode, Neymeyr, Hofmann und Voderholzer