Kritiker melden sich bei Podiumsdiskussion zu Wort

Erneut Widerstand gegen Berliner Kathedralumbau

Veröffentlicht am 30.06.2017 um 09:25 Uhr – Lesedauer: 
Hunderte Gläubige, Vertreter aus Politik, Gesellschaft und anderer Religionen, nehmen am 19. September 2015 an der Amtseinführung von Erzbischof Heiner Koch in der Berliner Hedwigskathedrale teil.
Bild: © KNA
Architektur

Berlin ‐ Die geplante Umgestaltung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale stand bei einer Podiumsdiskussion erneut in der Kritik. Das Erzbistum Berlin verteidigte unterdessen seine Pläne.

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Acht Monate nach dem Beschluss zur Umgestaltung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale wird erneut Widerstand gegen das Projekt laut. Auf einem Podium am Donnerstagabend in Berlin wandten sich Kritiker dagegen, die um 1960 geschaffene Fassung des Innenraums umzubauen. Geplant ist, die zentrale Bodenöffnung mit Freitreppe zur Unterkirche zu schließen und dafür den Altar ins Zentrum des Rundbaus zu rücken. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hatte den Umbau im vergangenen November beschlossen.

Sabine Schulte vom Landesdenkmalamt Berlin würdigte den derzeitigen Innenraum als "kleines Wunder der Kunstgeschichte". Er wurde vom Architekten Hans Schwippert (1899-1973) beim Wiederaufbau der kriegszerstörten Bischofskirche konzipiert. Ihm sei eine "Synthese von architektonischer Qualität und theologischer Bedeutsamkeit" gelungen. Dies nun zu beseitigen, wäre "kirchenpolitische Ignoranz und ein Akt der Lieblosigkeit", warnte die Kunsthistorikerin.

Nicht alle gottesdienstlichen Reformen berücksichtigt

Auch der frühere Sächsische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Hans Joachim Meyer, nannte die Schwippert-Architektur ein "einzigartiges Denkmal der Liturgiegeschichte". Es sei gemeinsam von Künstlern aus beiden Teilen Deutschlands geschaffen worden und "nicht nur eine Sache des DDR-Katholizismus", so der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Bild: ©Walter Wetzler

Der Siegerentwurf für die Neugestaltung des Innenraums der Hedwigkathedrale.

Der Sprecher des Erzbistums Berlin, Stefan Förner, räumte ein, Schwippert habe einen "genialen Entwurf" geschaffen. Dabei habe er jedoch nicht alle gottesdienstlichen Reformen berücksichtigen können, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) wenige Jahre später beschlossen habe. Auch schaffe der heutige Innenraum eine Reihe von Problemen bei der Feier der Gottesdienste, die durch die Umgestaltung beseitigt werden sollten. Dem Umbaukonzept hätten fast alle Gremien des Erzbistums zugestimmt.

Das Erzbistum Berlin schätzt die Kosten des gesamten Projekts auf 60 Millionen Euro. 43 Millionen Euro sind für die Bischofskirche veranschlagt, 17 Millionen Euro für das benachbarte kirchliche Bernhard-Lichtenberg-Haus. Die Bauarbeiten sollen frühestens 2018 beginnen. Für das Projekt hat das Erzbistum Eigenmittel in Höhe von 20 Millionen Euro zurückgestellt. Mit weiteren 20 Millionen Euro rechnet es von den 26 anderen deutschen Diözesen. Die verbleibenden Mittel sollen vom Bund, dem Land Berlin und Sponsoren kommen und sind teilweise bereits zugesagt. (KNA)