Misereor: G20 setzen sich nicht genug für Afrika ein
Die Bemühungen der G20 zur Förderung der Entwicklung in Afrika gehen dem katholischen Hilfswerk Misereor nicht weit genug. "Wir vermissen ein klares Bekenntnis zu den notwendigen ökologischen und sozialen Leitplanken", sagte Misereor-Entwicklungsexperte Klaus Schilder am Samstag zum Auftakt des zweiten Gipfeltages der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Freitagabend betont, die G20 planten zahlreiche Investitionen auf dem afrikanischen Kontinent. "Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt allerdings, dass große Investitionen häufig mit Vertreibungen, Missachtung von Menschenrechten und Beschädigungen des Ökosystems verbunden sind", sagte Schilder. Seiner Auffassung nach muss dort auch das privatwirtschaftliche Handeln gestärkt werden.
Schilder kritisiert mangelnde Transparenz bei den G20-Verhandlungen
Mit Sorge blickt Misereor auf die Verhandlungen der G20 zum Klimaschutz. US-Präsident Donald Trump drängt darauf, eine Forderung nach Investitionen in "effiziente fossile Energieträger" in die Abschlusserklärung des Gipfels aufzunehmen. "Die USA haben sich zwar aus dem internationalen Klimaabkommen zurückgezogen, möchten aber trotzdem noch an den wirtschaftlichen Vorteilen, die sich aus dem Abkommen ergeben, teilhaben", so Schilder. Das sei nicht akzeptabel.
Linktipp: Vor G20-Gipfel schreibt Papst Brief an Merkel
Erst vor drei Wochen war Angela Merkel zur Privataudienz beim Papst. Vor dem G20-Gipfel in Hamburg wendet sich Franziskus nun in einem Brief mit "einigen Überlegungen" an die Kanzlerin.Schilder kritisierte eine mangelnde Transparenz bei den G20-Verhandlungen. Für die Vertreter der Gesellschaft sei es nach wie vor schwierig, Zugang zu den politischen Gesprächen und den Ergebnissen zu bekommen.
Die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer tagen auf Einladung der Bundesregierung bis Samstagnachmittag im Hamburg. Der erste Gipfeltag wurde von zahlreichen Demonstrationen mit gewaltsamen Ausschreitungen überschattet. Am Samstag stehen die Themen Partnerschaft mit Afrika, Migration, Gesundheit, Digitalisierung, Frauen und Arbeit auf der Tagesordnung.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Samstagmorgen bekennen sich die führenden Industrie- und Schwellenländer zum freien Handel und gegen Protektionismus. Allerdings wird "die Rolle legitimer Verteidigungsinstrumente im Handel" anerkannt, wie Diplomaten mitteilten. Mit der Kompromissformel in der Abschlusserklärung konnte ein Eklat verhindert werden. Bis zuletzt war fraglich gewesen, ob US-Präsident Donald Trump sich wegen seines "America-First"-Kurses gegen Abschottung aussprechen wird. Das endgültige G20-Kommuniqué soll am Samstagnachmittag verabschiedet werden. (luk/KNA/dpa)