Zweifel an offiziellem Obduktionsergebnis

Kameruns Kirche geht weiter von Bischofsmord aus

Veröffentlicht am 10.07.2017 um 16:35 Uhr – Lesedauer: 
Kamerun

Bonn ‐ Über einen Monat ist Bischof Balla tot, immer noch gibt es keine Klarheit zur Todesursache. Die Kameruner Bischofskonferenz traut dem Bericht der Staatsanwaltschaft nicht: Sie geht weiter von einem Mord aus.

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Der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Kamerun, Samuel Kleda, geht weiterhin von einem Mord an Bischof Jean-Marie Benoît Balla aus. Dies teilte die Bischofskonferenz am Wochenende gegenüber mehreren kamerunischen Medien mit. "Er wurde brutal ermordet", bekräftigte Erzbischof Kleda die Position der Bischofskonferenz. Außerdem sei der Leichnam des Bischofs bisher nicht der Kirche übergeben worden. Die Staatsanwaltschaft der kamerunischen Zentralregion hatte zuvor erklärt, bei einer durch ein Ärzteteam von Interpol durchgeführten Obduktion sei die Todesursache Ertrinken festgestellt worden.

In einer auf den 10. Juli datierten Pressemeldung bekräftigt die Bischofskonferenz ihre Position weiter. Darin heißt es: "Die moralische Gewissheit der Bischöfe gründet unter anderem darauf, dass der von ihnen am Ufer des Sanaga und in der Leichenhalle des General Hospital in Jaunde in Augenschein genommenene Leichnam als der von Bischof Jean-Marie Benoît Balla identifiziert wurde. Der Körper zeigte Zeichen körperlicher Gewalt." Außerdem sei der Leichnam entgegen der Behauptung der Staatsanwaltschaft der Kirche noch nicht übergeben worden.

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Der Staatsanwalt habe nach den ersten beiden Untersuchungen internationale Amtshilfe von Interpol erbeten. Zu dem Team gehöre unter anderem der Direktor der Rechtsmedizin der Berliner Charité, Michael Tsokos. Kamerunische Medien kritisieren, dass über die Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft hinaus keine Informationen veröffentlicht wurden. Der Obduktionsbericht wurde nicht veröffentlicht, auch eine Pressekonferenz mit den Ärzten fand nicht statt. Mit Verweis auf das laufende Verfahren machte die Pressestelle der Charité gegenüber katholisch.de keine Angaben zur Sache. Eine Anfrage an Interpol blieb unbeantwortet.

Erste Autopsie deutete auf Mord hin

Bischof Balla war am 2. Juni tot aus dem Fluss Sanaga geborgen worden, zwei Tage nachdem sein Auto mit einem angeblichen Abschiedsbrief auf einer Brücke gefunden wurde. Kameruns Bischofskonferenz ging nach der ersten Obduktion von einem Mord aus und reihte das Ereignis ein in eine Serie von ungeklärten Todesfällen von Priestern und Ordensleuten.

Nach Informationen der in der Hauptstadt Jaunde erscheinenden Zeitung L'Anecdote soll die erste medizinische Kommission, die im Auftrag des Staatsanwalts den Leichnam Ballas untersuchte, deutliche Anzeichen eines gewaltsamen Todes gefunden haben. Der Kommission gehörte auch ein von der kamerunischen Bischofskonferenz benannter Arzt an. Ballas Körper weise Spuren von Folter und Gewaltanwendung auf, es fehlten typische Merkmale eines Todes durch Ertrinken. Die Autopsie habe außerdem ergeben, dass die Leiche höchstens vier Stunden im Wasser gelegen haben konnte. Diesen unbestätigten Informationen widerspricht die jüngste Erklärung der Staatsanwaltschaft. (fxn)

Ergänzt um Pressemeldung der Bischofskonferenz am 12. Juli 2017, 13.30 Uhr.