Seligsprechung Blaise Pascals möglich
Papst Franziskus steht anscheinend einer Seligsprechung des französischen Philosophen Blaise Pascal positiv gegenüber. Das sagte er laut einem Interview, das die italienische Zeitung "La Repubblica" am Wochenende veröffentlichte. "Ich glaube, dass er die Seligsprechung verdienen würde", so der Papst. Er könne sich vorstellen, das notwendige Verfahren anzustoßen, die zuständige Heiligsprechungskongregation um eine Stellungnahme zu bitten und ihr seine eigene positive Einschätzung mitzugeben. Das Interview führte Eugenio Scalfari, der Gründer der Zeitung, der bereits zuvor mit eher frei wiedergegebenen Papst-Interviews für Aufsehen gesorgt hatte.
Der 1662 in Paris gestorbene Blaise Pascal war Mathematiker, Naturwissenschaftler und Philosoph. In seinen Werken verteidigte er das Christentum und die christliche Ethik. Nach seinem Tod wurde bekannt, dass er stets einen von ihm verfassten Text auf einem in seinem Mantelsaum eingenähten Pergamentstreifen bei sich trug. Im sogenannten "Mémorial" beschreibt er eine mystische Erfahrung, die er im Jahr 1654 hatte: "'Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs', nicht der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden: Freude, Friede." Gott könne man sich, so Pascal, nicht über philosophische Gottesbeweise annähern, sondern über Erfahrung. Nach seinem Erweckungserlebnis zog Pascal sich aus der Pariser Gesellschaft zurück, um sich verstärkt seinem Glauben zu widmen.
Existentielle Verbindung von Vernunft und Glauben
Gegenüber der französischen Zeitung "La Croix" sagte der Rektor der Katholischen Universität von Lyon, Thierry Magnin, Pascal verdiene die Seligsprechung, da "im Herzen seines wissenschaftlichen und intellektuellen Werkes die existentielle Verbindung von Vernunft und Glauben" stehe.
Immer wieder haben Päpste Pascal in ihren Schriften zitiert, darunter Paul VI. und Benedikt XVI. Eine Wertschätzung durch den Jesuitenpapst Franziskus wäre bemerkenswert. Im Streit zwischen Jesuiten und den Anhängern des Jansenismus, der im 17. und 18. Jahrhundert um die Gnadenlehre der Kirche geführt wurde, war Pascal auf Seiten der Janseniten und polemisierte in seinen "Provinzbriefen" gegen die Jesuiten. Während für die Jesuiten göttliche Gnade und Willensfreiheit für die Erlangung des Seelenheils nötig waren, vertraten die Janseniten die auf den Kirchenvater Augustinus aufbauende Position, dass es allein auf die göttliche Gnade ankomme. Pascal lebte eine Zeitlang in der Nähe des Klosters Port-Royal des Champs, einem Zentrum des Jansenismus, und vertrat dessen Positionen in seinen Schriften.
Im von der Lutherischen Liturgischen Konferenz herausgegebenen "Evangelischen Namenskalender" wird Pascals am 19. August, seinem Todestag, bereits gedacht. (fxn)