Die Radikalität der menschlichen Würde
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Afghanistan ist nicht sicher. Das zeigten nicht erst die brutalen Anschläge Ende Mai. Trotzdem hat Deutschland, haben wir, Menschen dorthin abgeschoben. Momentan gibt es einen Entscheidungsstopp. Die Bundesregierung, namentlich Außenminister Sigmar Gabriel, muss dringend die Sicherheitslage für das instabile Land neu bewerten. Erst wenn das passiert ist, soll darüber entschieden werden, wie es mit Asylanträgen von Afghanen weitergeht.
Caritaspräsident Peter Neher wurde bei der Vorstellung des Jahresberichts von Caritas international am Mittwoch sehr deutlich: Abschiebungen führten für Betroffene zu unüberschaubaren Risiken und müssten sofort ausgesetzt werden, forderte er. Der Abschiebeschutz müsse grundsätzlich auch Straftäter, "Gefährder" und Menschen umfassen, die eine Feststellung ihrer Identität verweigerten, sofern ihnen nachweislich eine unmenschliche Behandlung im Zielstaat drohe, so Neher.
Das, worum Präsident Neher kämpft ist nichts Geringeres als das christliche Menschenbild. Dass nämlich ein Mensch eine Würde an sich hat, unabhängig von seinem Tun. Schutz und Menschenwürde muss man sich nicht verdienen. Der Mensch, jeder einzelne Mensch, ist Ebenbild Gottes. Für die frühen Christen und Christinnen war das ein radikaler Gedanke, weg vom Standesdenken, in einer Welt, in der es Sklaven gab, "Barbaren" weniger galten als Römer, Frauen weniger als Männer.
Wir Christinnen und Christen von heute dürfen uns im besten Sinne dieser Radikalität erinnern und sie wiederentdecken. Die Radikalität, die dem Menschen bedingungslose Würde zuspricht und jeden Menschen einzeln sieht, nicht als Teil einer Gruppe, sondern als jeweils individuelles Abbild Gottes.