Ein Blick auf die Zahlen zum kirchlichen Leben in Deutschland

Nicht nur Austritte: Fünf Fakten zur Kirchenstatistik

Veröffentlicht am 12.08.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Statistik

Bonn ‐ Wenn die Deutsche Bischofskonferenz ihre aktuelle Statistik veröffentlicht, stehten vor allem die Austrittszahlen im Fokus. Dabei ist das nur eine Zahl unter vielen, die von einem umfangreichen kirchlichen Leben zeugen.

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23.581.549 Gläubige zählte die katholische Kirche in Deutschland zum jüngsten Stichtag im Jahr 2016. Dennoch wird die Vorstellung der Jahresstatistik meist von der Zahl derer überschattet, die der Kirche den Rücken gekehrt haben. Dabei bietet die Statistik der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) einen umfangreichen Einblick in das kirchliche Leben in Deutschland. Katholisch.de stellt fünf markante Zahlen aus der aktuellen Statistik vor.

374.575 Musiker

"Wo man singt, da lass dich nieder …" – Kaum ein Bereich des kirchlichen Lebens betrifft so viele Gläubige wie die Kirchenmusik. In fast jedem Gottesdienst erklingt die Orgel und nicht nur in Kathedralkirchen singen oft hervorragende Chöre. Diese sind zudem ein wichtiges Standbein der kirchlichen Jugendarbeit: Über 83.000 Kinder und Jugendliche singen in Deutschlands Kirchenchören.

Aber auch aus anderen Feldern der Kultur ist die Kirche nicht wegzudenken. So bieten die etwa 3.300 katholischen Büchereien über 16 Millionen Bücher und andere Medien zur Ausleihe an – und zwar für Jedermann. "Rückgrat" dieses Systems sind laut DBK derzeit gut 35.000 ehrenamtliche Mitarbeiter.

Ebenfalls für eine breite Öffentlichkeit stehen die 43 diözesanen Museen offen. Zudem ist die Kirche an über 100 weiteren Ausstellungshäusern auf verschiedene Weise beteiligt. Insgesamt haben im vergangenen Jahr über 1 Million Besucher diese Häuser besichtigt.

Bild: ©KNA

Wie steht es um die Ministranten in Deutschland?

359.661 Ministranten

So viele Ministrantinnen und Ministranten zählten die 27 deutschen Diözesen im vergangenen Jahr. Wie in vielen anderen Bereichen des kirchlichen Alltags stellen auch hier die Frauen die Mehrheit: 191.726 Mädchen und junge Frauen leisteten den Altardienst. Unverändert bleibt das Ministrieren zudem eine Domäne der kleinen Katholiken. Zwei Drittel aller Messdiener waren im zurückliegenden Jahr jünger als 15 Jahre, nur ein Bruchteil war über 25 Jahre alt.

Auch außerhalb ihres liturgischen Dienstes prägen die Ministrantinnen und Ministranten das kirchliche Leben in Deutschland. So veranstalten sie Wallfahrten, Ferienfreizeiten und vor allem Gruppenstunden. Drei von vier Messdienern nehmen regelmäßig an diesen Teil. Über 58.000 Ehrenamtliche sind als Jugendleiter aktiv.

Trotz beachtlicher absoluter Zahlen fällt allerdings der Blick auf den historischen Vergleich eher ernüchternd aus. Im Jahr 2007, als zuletzt Ministrantenzahlen erhoben wurden, zählten die deutschen Bistümer noch fast 440.000 Messdiener. Der Rückgang liegt mit 17,6 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei der Gesamtzahl der Katholiken in Deutschland (minus 7,4 Prozent seit 2007). Zudem weißt die DBK darauf hin, dass die Zahlen der jüngsten Erhebung in einem anderen Verfahren ermittelt wurden.

21.467 Ordensleute*

In Deutschland sind derzeit so viele Mitarbeiter in der Seelsorge tätig wie nie zuvor, erklärt die Bischofskonferenz in ihrer Statistik-Broschüre. Die größte Gruppe stellen dabei nicht etwa die Priester oder Laien im Pastoralen Dienst, sondern 14.764 Ordensfrauen. Hinzu kommen weitere 1.159 Frauen, die sich dem Leben im Gebet in einem kontemplativen Orden verschrieben haben. Die Männergemeinschaften zählten im vergangenen Jahr gut 3.900 Mitglieder, unter denen 2.868 Ordenspriester waren.

Neben den Orden gibt es die sogenannten Säkularinstitute. Auch ihre 1.415 Mitglieder in Deutschland (* in der Gesamtzahl den Ordensleuten hinzugezählt) führen ein gottgeweihtes Leben in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Allerdings gehen sie weltlichen Berufen nach und leben nicht in Klöstern oder Konventen. Auch durch ihre Kleidung unterscheiden sie sich nicht von anderen Gläubigen. In ihrer Jahresstatistik weist die Deutsche Bischofskonferenz auch die Angehörigen ausländischer Ordensgemeinschaften aus. 1.710 Mitglieder lebten und wirkten im vergangenen Jahr in Deutschland, wobei mit 1.452 die weitaus meisten von ihnen aus Indien kamen.

Noch immer stellt das Ordensleben einen wichtigen Faktor vor allem für das vielfältige Glaubensleben im Land dar. Zugleich zeigt es aber wie wenige andere Bereiche die drastischen Abbrüche des kirchlichen Lebens in Deutschland. Kamen die Ordensinstitute im Jahr 2006 noch auf 29.552 Mitglieder, ist die Zahl in der Zwischenzeit um ein Drittel auf 19.952 zurückgegangen.

Linktipp: Erneut weniger Kirchenaustritte

Jedes Jahr werden mit Spannung die aktuellen Zahlen des kirchlichen Lebens erwartet. Ende Juli wurde die Statistik vorgestellt – sie dürfte zumindest teilweise für Erleichterung sorgen.

20.963 Studenten

Was bei Messdienern und Ordensleuten gilt, setzt sich auch an den katholisch-theologischen Fakultäten deutscher Hochschulen fort: die Mehrzahl der Theologiestudierenden ist weiblich. Von den 20.963 angehenden Theologen waren im Wintersemester 2015/2016 gut 13.000 Frauen. Für die Ausbildung der Studentinnen und Studenten waren deutschlandweit 356 Professuren eingerichtet. Fast die Hälfte davon entfielen auf Hochschulen in Nordrhein-Westfalen (96) und Bayern (92).

Im Blick auf die vergangenen Jahre erweist sich die Zahl der Nachwuchstheologen als konstant. Anderes gilt für die Anwärter auf das Priesteramt. Im Jahr 2016 zählten die Priesterseminare in Deutschland bei 103 Eintritten insgesamt 546 Studenten. Gegenüber den fast 900 Seminaristen vor noch einem Jahrzehnt entspricht das einem Rückgang von fast 40 Prozent.

2.483 Ausländische Priester

Aus vielen deutschen Gemeinden nicht mehr wegzudenken sind die ausländischen Priester. Gegenüber 13.856 Priestern insgesamt erfasste die DBK im Jahr 2016 fast 2.500 Geistliche aus dem Ausland, die in Deutschland in der Seelsorge tätig waren: 1.195 Welt- und 1.288 Ordenspriester. Die Mehrzahl von ihnen stammte aus Indien und Polen, wie die Deutsche Bischofskonferenz mitteilte.

Für die Bischöfe wurde durch die große Zahl der Auslandspriester in Deutschland auch der Charakter der katholischen Kirche als Weltkirche deutlich. So zeigten diese, dass der "Austausch der Katholiken verschiedener Nationen selbstverständlich" sei. So entsendet auch die Deutsche Bischofskonferenz ihrerseits Seelsorger ins Ausland, wenn auch in kleinerem Maßstab. Etwa 50 hauptamtliche und weitere 50 nebenamtliche Seelsorger (Priester, Ordensleute und Laien) versorgen die 120 Standorte der deutschen katholischen Auslandsseelsorge weltweit.

Von Kilian Martin