Kirchenführer fordern "den Schrei der Erde zu hören"

Papst und Patriarch gegen Habgier und Kontrollsucht

Veröffentlicht am 01.09.2017 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 
Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. in der Grabekirche in Jerusalem.
Bild: © KNA
Schöpfung

Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios I. sind überzeugt: Die Welt ist in Gefahr. Gemeinsam formulieren sie einen "dringenden Aufruf" an die Menschheit: Ändert euren Lebensstil!

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Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. haben in einer gemeinsamen Botschaft zu einem umweltbewussten Lebensstil aufgerufen. An Verantwortungsträger in Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur richteten sie den Appell, "den Schrei der Erde zu hören und sich um die Nöte der an den Rand Gedrängten zu kümmern". Gleichzeitig verurteilten sie Profitgier und ungehemmte Ausbeutung von natürlichen Ressourcen. Es ist das erste Mal, dass die beiden Kirchenführer gemeinsam eine Botschaft zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung am 1. September veröffentlichten.

In dem am Freitag verbreiteten Text kritisieren der Papst und das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen eine "unersättliche Lust, die begrenzten Ressourcen des Planeten zu manipulieren und zu kontrollieren", sowie eine "Gier nach grenzenlosem Gewinn an den Märkten". Eine solche Sicht von Natur als Privatbesitz habe tragische und dauerhafte Folgen. Die Auswirkung des Klimawandels gehe vor allem zu Lasten der Armen.

Blick in den Umweltenzyklika von Papst Franziskus
Bild: ©KNA

Die Umweltenzyklika des Papstes aus dem Jahr 2015 trägt den Titel "Laudato si".

Dagegen richten die Kirchenführer einen "dringenden Aufruf" an alle Menschen, auf eine nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung hinzuwirken. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Gütern der Erde beinhalte "die Achtung gegenüber allen Menschen und allen Lebewesen". Besonders nehmen sie die Entscheidungsträger in Pflicht. Ohne deren gemeinsame Antwort könne es keine "echte und nachhaltige Lösung zur Veränderung der ökologischen Krise und des Klimawandels" geben.

Ihren Appell begründen der Papst und der Patriarch mit einer christlichen Sicht der Schöpfung. "Unsere menschliche Würde und unser Wohlergehen sind tief mit unserer Sorge um die ganze Schöpfung verbunden", heißt es mit Verweis auf Texte der Bibel. In gleicher Weise rücken sie das Gebet ins Zentrum ihrer Initiative. Ziel sei, "unsere Wahrnehmung der Welt zu verändern, um unsere Beziehung zur Welt zu erneuern". Dazu gehöre auf Seiten der Beter auch "größere Einfachheit und Solidarität" im Alltag.

Die Botschaft wurde vom Sitz des Patriarchen in Konstantinopel und vom Vatikan auf Englisch und in sechs weiteren Sprachen verbreitet, darunter auch in Deutsch. Patriarch Bartholomaios I. hatte den Weltgebetstag für die Schöpfung 1989 ins Leben gerufen. Franziskus schloss sich nach der Veröffentlichung seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato si" (2015) der Initiative an. Der Gebetstag versteht sich nach Worten des Papstes als "Beitrag zur Überwindung der ökologischen Krise, die die Menschheit derzeit erlebt". (rom/KNA)