Bistum Görlitz begeht traditionelle Wallfahrt nach Neuzelle

Großer Applaus für die neuen Mönche

Veröffentlicht am 04.09.2017 um 11:55 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Görlitz

Neuzelle ‐ Völlig überfüllt war die Stiftskirche von Neuzelle zur traditionellen Wallfahrt des Bistums Görlitz nach Neuzelle. Viele der 1.600 Teilnehmer wollten im alten Kloster auch "die Neuen" kennenlernen.

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"Die Klostergründung soll ja erst nächstes Jahr geschehen", erklärte Bischof Wolfgang Ipolt seine Zurückhaltung. Denn das Willkommen für die Zisterzienser von Heiligenkreuz kam bei der Görlitzer Bistumswallfahrt in Neuzelle erst ganz zum Schluss. Die vier Mönche seien "die Vorhut, die Kundschafter, die dieses neue Terrain erkunden". Sie wollten gemeinsam überlegen, wie sie hier Gott bezeugen könnten, sagte Ipolt. Die Gläubigen begrüßten die vier Zisterzienser in der Abschlussandacht mit einem lang anhaltenden Applaus.

Zuvor hatten rund 1.600 Katholiken aus Brandenburg und Sachsen am traditionellen Wallfahrtshochamt in der völlig überfüllten Stiftskirche von Neuzelle teilgenommen. Das sind rund fünf Prozent der gesamten Katholiken des Bistums Görlitz. Das an der Oder gelegene Zisterzienserkloster ist für Katholiken aus ganz Ostdeutschland und viele Heimatvertriebene ein beliebtes Wallfahrtsziel, seit die Möglichkeiten zu Pilgerreisen in die Marienwallfahrtsorte Schlesiens nach dem Zweiten Weltkrieg spärlicher wurden. Sogar ein eigenes Wallfahrtslied wurde 1950 für Neuzelle gedichtet: "Maria, Mutter, Friedenshort, wir kommen in bedrängten Tagen ..."

Ipolt: Das Ziel der Christen liegt in den Armen des Vaters

Bischof Wolfgang Ipolt erinnerte die Pilger daran, dass "wir alle gemeinsam auf der Suche nach den Spuren Christi" seien. Im "Zeitalter der Navigationssysteme" vertrauten Menschen darauf, ihr Ziel sicher und ungestört zu erreichen. Das Ziel der Christen sei es, "einmal in den ausgebreiteten Armen des Vaters im Himmel anzukommen, und bei ihm für immer zu Hause zu sein." "Die Navi-Taste mit der Heimatadresse" sei fest programmiert, so Ipolt.

Auf dem Weg dorthin müssten sich die Christen allerdings immer daran erinnern, dass das Christsein bedeute, das eigene Denken und eigene Vorstellungen und Pläne im Lichte des Evangeliums kritsch zu betrachten und sich vor "selbstherrlichen Oberflächlichkeiten" zu schützen. Alte Denkweisen und Haltungen drückten sich laut Ipolt auch in Sätzen aus wie: "Ich glaube an Gott – aber die Kirche brauche ich dazu nicht". Solche Vorstellungen müssten überwunden werden. Stattdessen gelte es für Christen aus dem Glauben anders zu handeln als die Mehrheit, treu zu sein auch wenn es schwer werde und selbst Kirche zu sein, um mitzuhelfen Christi Spuren sichtbar zu machen, so Ipolt.

Linktipp: "Gekommen, um zu bleiben"

Seit gut einer Woche leben wieder Mönche im Kloster Neuzelle. Nach der Säkularisation gab es dort über zwei Jahrhunderte lang keine Brüder. Nun sorgen Zisterzienser aus dem Stift Heiligenkreuz für einen Neuanfang.

Er sei "sehr beeindruckt" von dem in Neuzelle erlebten lebendigen Glauben, sagte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der als Gast an der Wallfahrt teilnahm. In seiner Predigt forderte er die Teilnehmer der Wallfahrt auf, über die Berufung Gottes in ihrem Leben nachzudenken. "Die Taufe befähigt uns, Gottes Ruf zu hören", sagte Hanke. Die Berufung "jedes einzelnen Gliedes" des ganzen Gottesvolks mache die Herrlichkeit Gottes in der Welt kund.

Viele Teilnehmer der Wallfahrt nutzten zudem die Gelegenheit, die vor einer Woche in Neuzelle eingetroffenen Zisterziensermönche näher kennenzulernen. "Dass die Mönche jetzt hier sind, das ist ein Geschenk, ein Segen", sagt Matthias Schmidt, der aus dem brandenburgischen Kolkwitz nach Neuzelle gepilgert war.

Abt Heim: Es ist der Wille Gottes, dass wir hier sind

Insgesamt acht Mönche des österreichischen Stifts Heiligenkreuz sollen im kommenden Jahr in Neuzelle ein Tochterkloster gründen. Schon jetzt feiern sie täglich ihre Stundengebete in der barocken Stiftskirche. "Ich bin sehr dankbar für die Aufnahme und das Entgegenkommen, das wir hier gefunden haben", sagte der Abt von Heiligenkreuz, Maximilian Heim. "Ich bin der festen Überzeugung, dass es der Wille Gottes ist, dass es hier ein Kloster gibt, und die Stundengebete der Mönche hier wieder gebetet werden."

Auch der im vergangenen Jahr gegründete Förderverein unterstützt die Ansiedlung der Mönche. "Wir haben inzwischen 140 Mitglieder und hoffen, dass wir rasch auf eine Zahl von etwa 800 Mitgliedern kommen", sagte der Schatzmeister des Vereins, Thomas Wilke. Die Mitglieder kämen nicht nur aus dem Bistum Görlitz, auch aus Bayern, Österreich und den anderen ostdeutschen Diözesen käme viel Unterstützung. (mit Material von KNA)

Von Markus Kremser