Altbischof Reinelt fordert eine neue Revolution
Dresends Altbischof Joachim Reinelt fordert ein entschiedenes Vorgehen gegen übersteigerten Egoismus gefordert. "Wir brauchen eine neue friedliche Revolution gegen den gegenwärtigen Supra-Individualismus", sagte der emeritierte Diözesanbischof von Dresden-Meißen am Donnerstagabend in Dresden. "Die Gesellschaft muss sich einig sein: Ewige Selbstpflege deines Ichs macht dich nicht froh, sondern kaputt und immer weniger menschlich."
Kirche und Gesellschaft müssten sich besonders um die Jugend sorgen, sagte Reinelt. Den jungen Menschen müsse man vermitteln: "Mensch ist man nur mit anderen zusammen und für andere." Wer sich nur auf sich selbst konzentriere, "der geht einen gefährlichen Weg - für sich und für die Gesellschaft". Zudem müsse der Jugend wieder die Lust am gesellschaftspolitischen Mitgestalten vermittelt werden.
Katholiken prägten Sachsen nach der Wende
Der Bischof erinnerte daran, dass sich nach der Wiedervereinigung 1990 überdurchschnittlich viele ostdeutsche Christen in der Politik engagierten: "In Sachsen waren im ersten Kabinett von neun Ministern sechs katholisch." Ihn selbst habe es überrascht, dass in der atheistisch geprägten Region so viele Christen in die Verantwortung gewählt worden seien, so der Altbischof. Der 80-Jährige leitete das Bistum Dresden-Meißen von 1988 bis 2012.
Es habe zugleich gezeigt, wie sehr sich auch schon während der DDR-Zeit Christen intensiv mit Politik auseinandergesetzt hätten, so Reinelt: "Was sich an positiven Ideen in der langen Zeit der Unterdrückung angestaut hatte, kam jetzt explosionsartig zutage." Zudem sah Reinelt in der christlichen Prägung eine gute Grundlage für einen guten Politikstil: "Bei der Ausübung der Macht ist die Gesinnung des Dienstes elementar, dazu haben die Menschen Vertrauen." (kim/KNA)