Bischof Norbert Trelle bleibt seinem Bistum auch im Ruhestand treu

Ein bodenständiger Oberhirte

Veröffentlicht am 10.09.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Der Hildesheimer Bischof Norbert bei der Herbstvollersammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2015 in Fulda.
Bild: © KNA
Bistum Hildesheim

Hildesheim ‐ Er ist ein Mann der leisen Töne, aber gerade deshalb bei den Gläubigen beliebt. Seit gestern befindet sich Bischof Norbert Trelle im altersbedingten Ruhestand - und hat mehr Zeit für seine zahlreichen Hobbys.

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Er ist Fan des 1. FC Köln, liebt die Arbeit im heimischen Garten und gilt als rheinische Frohnatur: Norbert Trelle ist auch als Bischof stets bodenständig geblieben. Trotz manch schmerzhafter Reform, die der Oberhirte in der Diözese Hildesheim durchsetzen musste, ist er bei den Gläubigen für seine zugewandte Art beliebt. Am Dienstag wurde er 75 Jahre alt und bat dem Papst seinen Rücktritt an, den Franziskus akzeptierte. Der Diözese Hildesheim wird der Kirchenmann, der lange im Rheinland lebte, auch im Ruhestand treu bleiben.

Trubel um seine Person mochte der Bischof nie

Trelle wurde am 5. September 1942 als Sohn eines Architekten in Kassel geboren. Die Familie zog 1958 nach Bonn. Dort und in Innsbruck studierte Trelle Theologie. 1968 empfing er im Kölner Dom die Priesterweihe und wirkte unter anderem als Pfarrer in Wuppertal. 1992 wurde er Weihbischof im Erzbistum Köln, von 2006 bis 2017 war er Bischof von Hildesheim.

Trubel um seine Person oder große Auftritte in den Medien mochte Trelle nie: Er gab sich meist ruhig und zurückhaltend, feierte auch das 25-Jahr-Jubiläum seiner Bischofsweihe im Mai dieses Jahres ohne großes Aufheben. Dennoch sorgte er immer wieder mit klaren politischen Äußerungen für Aufsehen.

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"Wer sich zum Glauben bekennt, kann nicht am Schicksal von Flüchtlingen und Migranten vorbeisehen", sagte Trelle als Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz; ein Amt, das er von 2010 bis 2016 innehatte. Das Mittelmeer nannte er "das größte Massengrab Europas", und eine Obergrenze für Zuwanderer hielt er für "nicht mit dem Grundgesetz vereinbar". Das Schicksal von Flüchtlingen liegt dem Geistlichen nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen Biografie am Herzen: Seine Eltern zogen kurz nach seiner Geburt nach Westpommern, von wo sie nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurden.

Diözese reicht vom Harz bis an die Nordsee

Neben seinem Engagement in der Migrationskommission, deren Mitglied er bis dato war, übte Trelle weitere Ämter aus. So war er acht Jahre lang Vorsitzender des Verwaltungsrats beim Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) und war bis heute stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz.

In seiner eigenen Diözese, die vom Harz bis zur Nordsee reicht, setzte Trelle - auch gegen manche Widerstände - schmerzhafte Reformen durch. In einem Prozess der "lokalen Kirchenentwicklung" wurde die Zahl der Pfarreien von 313 auf 119 reduziert. 56 Kirchen wurden in Trelles Amtszeit geschlossen. Er wolle Mutlosigkeit angesichts sinkender Katholikenzahlen entgegenwirken, hatte der Bischof die "Aufbrüche" unter anderem begründet.

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Video: © Benjamin Krysmann

Der Bischof von Hildesheim über seine damaligen Aufgaben als Migrationsbischof in Deutschland.

Ein Höhepunkt seines Wirkens war die 1.200-Jahrfeier des Bistums 2015. Im Vorfeld hatte der Bischof eine Sanierung des Doms und den Neubau des benachbarten Dommuseums für insgesamt rund 43 Millionen Euro angestoßen. Ganz nach Trelles Art wurde das Jubiläum nicht nur fröhlich gefeiert: Bei einem Bußgottesdienst bat er um Vergebung für die Verfehlungen der Kirche und schloss sowohl die mittelalterlichen Kreuzzüge als auch die neuzeitlichen Missbrauchsfälle mit ein.

Letztere sind ein dunkles Kapitel der Kirchengeschichte, mit dem auch Trelle zu kämpfen hatte. 2015 geriet er in die Kritik, weil das Bistum angeblich den Missbrauchsvorwürfen eines Mädchens gegen den ehemaligen Pfarrer Peter R. nicht konsequent genug nachgegangen war.

Trelles Ruhestandsbleibe liegt in der Nähe des Doms

Der Bischof wies die Vorwürfe zunächst zurück, räumte aber kurz danach Fehler ein. Unabhängige Gutachter haben den Umgang mit diesem Fall sowie weitere Missbrauchsvorwürfe, die gegen den früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) erhoben wurden, untersucht. Ihr Gutachten liegt der Diözese seit Kurzem vor und soll im Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Trelle ist dann schon Emeritus. Langweilen wird er sich als solcher kaum: Neben der Gartenarbeit liebt er das Wandern und das Theater. Eine Ruhestandsbleibe in der Nähe des Hildesheimer Domhofs hat Trelle bereits vor einiger Zeit gekauft, seine Zwillingsschwester Gisela und eine weitere Schwester der beiden sind bereits dort eingezogen.

Von Michael Althaus (KNA)