Angeblich verweigertes Visum: Auswärtiges Amt widerspricht

Warum kam Bischof Yohanna nicht nach Deutschland?

Veröffentlicht am 21.09.2017 um 10:45 Uhr – Lesedauer: 
Diplomatie

Berlin ‐ Der Fall des nigerianischen Bischofs John Wesley Yohanna, dem angeblich das Visum für eine Reise nach Deutschland verweigert wurde, sorgte Anfang der Woche für Aufsehen. Was steckt hinter der Geschichte?

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Es war eine Meldung, die aufhorchen ließ: Am Wochenende schrieb Rosemarie Wenner, frühere Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland, auf Facebook, dass der nigerianische Bischof John Wesley Yohanna an der Einreise in die Bundesrepublik gehindert worden sei. Yohanna habe an einer dreitägigen Tagung der EmK in Berlin teilnehmen wollen, das notwendige Visum zur Reise nach Deutschland sei ihm jedoch verweigert worden. Auch katholisch.de berichtete über den Fall.

Die Nachricht Wenners löste viele Reaktionen aus. So berichteten auch andere Kirchenvertreter über verweigerte Einreiseerlaubnisse für Teilnehmer von kirchlichen Austausch- und Besuchsprojekten in Deutschland. Dirk Thesenvitz, Referent für internationale ökumenische Jugendarbeit der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Jugend (aej), schrieb bei Facebook: "Wir haben in der internationalen Jugendarbeit dauernd mit dem Thema zu tun. Die Bundesregierung gibt uns in Gestalt des Familienministeriums einerseits Geld für den Austausch und hindert uns in Gestalt des Auswärtigen Amtes und des Bundesministerium des Inneren andererseits an der Durchführung desselben."

Noch viele offene Fragen im Fall Yohanna

Uwe Simon, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Oberes Havelland, berichtete bereits Anfang des Monats von einem Vorfall mit einer Gruppe aus Simbabwe. Diese habe zu einem Treffen mit dem Kirchenkreis nach Deutschland reisen wollen, sei jedoch in Südafrika an der Weiterreise in die Bundesrepublik gehindert worden. "Trotz ausgestellter Visa, einer im Original vorliegenden Einladung, einer Verpflichtungserklärung, Hin- und Rückflugtickets, einer Krankenversicherung und einer Kostenübernahmeerklärung verhinderte ein Bundespolizist, der auf dem Flughafen Johannesburg als Einreise- und Visaberater tätig ist, die Weiterreise nach Deutschland und machte die Visa in den Reisedokumenten nach unserer Auffassung rechtswidrig ungültig", so Simon in einem Interview mit dem Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin.

Doch trotz solcher Berichte: Im Fall von Bischof Yohanna sind noch viele Fragen offen. Das Auswärtige Amt widersprach am Mittwoch gegenüber katholisch.de der Behauptung, dass dem Bischof das Visum für Deutschland verweigert worden sei. Bei den diplomatischen Vertretungen der Bundesrepublik in Nigeria "konnte für Bischof John Wesley Yohanna kein Antrag auf Visum und somit auch keine Ablehnung festgestellt werden", hieß es aus dem Amt. Da der Bischof selbst auf eine Anfrage von katholisch.de nicht reagierte, steht in diesem Fall nun Aussage gegen Aussage. Es bleibt damit vorerst unklar, was den Geistlichen an seiner geplanten Reise nach Deutschland gehindert hat.

Zwei Polizeibeamte mit Sicherheitswesten am Rande eines Einsatzes.
Bild: ©Fotosasch/Fotolia.com

Ein generelles Problem bei der Einreise von ausländischen Gästen nach Deutschland besteht nach Angaben katholischer Hilfswerke nicht.

Fest steht immerhin, dass Yohanna zuletzt im Jahr 2015 tatsächlich ein Visum für die Bundesrepublik beantragt und damals auch erhalten hatte. Grundsätzlich, auch darauf wies das Auswärtige Amt am Mittwoch hin, unterliegen Kirchenvertreter bei der Beantragung von Visa für eine Reise nach Deutschland denselben Regularien wie andere Reisende.

Dass es ein generelles Problem bei der Einreise von ausländischen Gästen und kirchlichen Partnern nach Deutschland gibt, können auch die katholischen Hilfswerke nicht bestätigen. "Dass ein Partner von uns wegen Visa-Problemen gar nicht nach Deutschland kommen konnte, haben wir noch nicht erlebt", sagte der Pressesprecher des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", Thomas Römer, auf Anfrage von katholisch.de. In seltenen Fällen komme es lediglich zu zeitlichen Verzögerungen, etwa weil Visa zu spät beantragt würden oder es bei den Behörden im Heimatland des Gastes einen "Rückstau bei der Visa-Bearbeitung" gebe.

Adveniat: Längere Kontrollen bei dunkelhäutigen Gästen

Ähnlich beurteilt auch Ralph Allgaier die Situation. "Ich kann mich in der jüngeren Vergangenheit an keinen Fall erinnern, bei dem es Probleme bei der Einreise von Gästen aus der Weltkirche gegeben habe", so der Pressesprecher von Misereor. Gleichwohl sei es sicher naiv zu glauben, dass die Einreise nach Deutschland immer reibungslos verlaufe.

Laut Adveniat-Sprecher Stephan Neumann gilt diese Einschränkung vor allem für dunkelhäutige Ordensleute und Priester. Hier komme es bei der Einreise in manchen Fällen zu längeren Kontrollen an den Flughäfen. "Insgesamt können wir aber nicht sagen, dass es in der Vergangenheit bei der Einreise nach Deutschland größere Schwierigkeiten gab", betonte der Sprecher des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks. Dies liege aber vielleicht auch daran, dass Lateinamerika nicht im Fokus der Sicherheitsbehörden stehe.

Von Steffen Zimmermann