Präsident des Zentralrats der Juden trifft Eichstätter Bischof

Schuster spricht mit Hanke über umstrittene Weihe

Veröffentlicht am 21.09.2017 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 
Antisemitismus

Eichstätt/Würzburg ‐ Trotz antisemitischer Vorfälle hat Bischof Gregor Maria Hanke einen jungen Mann zum Diakon geweiht. Nun kam es zur Aussprache zwischen Hanke und dem Präsidenten des Zentralrats der Juden.

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Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, haben sich zu einem klärenden Gespräch über eine umstrittene Diakonweihe getroffen. Dieses habe am Dienstag in Würzburg in einer "offenen, vertrauensvollen Atmosphäre" stattgefunden, wie die Diözese Eichstätt am Donnerstag gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte. Inhaltlich wolle sich das Bistum nicht weiter äußern, dies tue der Zentralrat kommende Woche, habe man entschieden. Der Zentralrat war am Donnerstag wegen der Feierlichkeiten zum jüdischen Neujahrsfest nicht erreichbar.

Anlass des Gesprächs war die Weihe eines umstrittenen Kandidaten zum Diakon durch Bischof Hanke Ende Juni. Der junge Mann aus dem Erzbistum Bamberg war vor vier Jahren nach antisemitischen und rassistischen Vorfällen im Würzburger Priesterseminar aus diesem entlassen worden. Hanke verteidigte die Weihe als Akt der Barmherzigkeit. Außerdem verwies er darauf, dass der Kandidat nicht mehr derselbe sei. Er habe das Geschehen psychotherapeutisch aufgearbeitet und sich distanziert.

Bischof Gregor Maria Hanke, Bistum Eichstätt
Bild: ©KNA

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat die Diakonenweihe im Vorfeld mehrfach verteidigt.

Zentralratspräsident Schuster nannte es damals hingegen inakzeptabel, dass die Kirche dem Mann einen Persilschein ausstelle. Außerdem sei es für ihn "unvorstellbar, dass so jemand vor einer Gemeinde stehen soll". Wenn er sich dies vorstelle, so wirkten viele Reden über das "jüdisch-christliche Verhältnis" auf ihn wie "Lippenbekenntnisse". Schuster ergänzte, auch nach Hankes Erklärung blieben bei ihm tiefe Zweifel. "Gerade auf die Fragen, ob er Reue gezeigt habe, hat Bischof Hanke nur sehr zögerlich reagiert", sagte er noch im Juni.

Von dem Betroffenen selbst liegt bisher keine öffentliche Äußerung vor. Er war im Jahr 2013 nach einer Untersuchung aus dem Würzburger Priesterseminar entlassen worden. Konkret wurde ihm von einer Untersuchungskommission vorgeworfen, KZ-Witze erzählt zu haben, "womit die fabrikmäßige Ermordung unzähliger jüdischer Kinder, Frauen und Männer im Dritten Reich zum Gegenstand von Spott und Hohn gemacht wurde". Außerdem soll er Adolf Hitler parodiert haben. (bod/KNA)