Kardinalstaatssekretär zur "Zurechtweisung" von Franziskus

Parolin für Dialog mit Papst-Kritikern

Veröffentlicht am 28.09.2017 um 17:30 Uhr – Lesedauer: 
Parolin sitzt auf einem roten Sofa.
Bild: © KNA
Papstkritik

Vatikanstadt ‐ Die Diskussion um die "Zurechtweisung" des Papstes geht weiter. Während Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin auf die Kritiker zugehen will, verteidigt Kurienkardinal Marc Ouellet "Amoris laetitia".

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Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat sich für den Dialog mit konservativen Kritikern von Papst Franziskus ausgesprochen. "Es ist wichtig auch innerhalb der Kirche miteinander im Dialog zu stehen", sagte Parolin am Donnerstag im Vatikan nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. Wenn man in einer Sache inhaltlich nicht übereinstimme, müsse man versuchen, "einander zu verstehen", so die "Nummer Zwei" des Kirchenstaates.

Parolin bezog sich unter anderem auf die in einem Schreiben an den Papst formulierte Kritik von 62 Priestern, Theologen und Laien an "Amoris laetitia". Diese verlangten darin eine Korrektur mehrerer angeblich "häretischer" Passagen. Zu den Unterzeichnern gehört etwa der Generalobere der Piusbruderschaft, Bernard Fellay.

Kardinal Marc Ouellet.
Bild: ©KNA

Kardinal Marc Ouellet sieht eine "alarmistische" Auslegung von "Amoris laetitia".

Unterdessen hat sich auch der vatikanische Präfekt für die Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, zu den Kritikern geäußert. Er warf ihnen vor, das Dokument "alarmistisch" auszulegen. Bei der Jahrestagung der kanadischen Bischöfe in Cornwall sagte der Kurienkardinal, die Behauptung, Franziskus habe "mit der Tradition" gebrochen und mache es nun einfach, wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zuzulassen, entspreche "nicht dem Text und der Intention" des Papstes. Der frühere Kardinal von Quebec hielt dem entgegen, Franziskus gehe es nicht um Doktrin, sondern eine andere Pastoral. Der "Schlüssel zur Interpretation" des päpstlichen Dokuments finde sich im achten Kapitel. "Amoris laetitia" müsse darüber hinaus "in seiner Gesamtheit" verstanden werden.

Quellet nannte das Lehrschreiben einen Versuch, Kulturen, die weit vom Glauben entfernt seien, die Freude des Evangeliums neu zu erschließen. "Das ist besonders dringend in Kanada", fügte der Kardinal hinzu. Dort sei die Kluft zwischen der offiziellen Lehre der Kirche und "der gelebten Erfahrung von Paaren und Familien" besonders groß. Ohne pastoralen Wandel, so der Präfekt in seiner Rede vor den 80 Bischöfen, sei es unmöglich "ein Klima des Willkommens, Zuhörens, Dialogs und der mitfühlenden Gnade zu schaffen". (rom/KNA)