Forscher melden: Grab des heiligen Nikolaus entdeckt
Im südtürkischen Demre haben Archäologen möglicherweise einen Sensationsfund gemacht: Die Forscher glauben, unterhalb einer antiken Kirche das Grab des heiligen Nikolaus von Myra entdeckt zu haben, wie verschiedene Medien am Donnerstag berichteten. Stellt sich die Vermutung als wahr heraus, würde damit eine jahrhundertealte Pilgertradition in Frage gestellt werden. Bislang ging man davon aus, dass die Gebeine des Heiligen im süditalienischen Bari ruhen, wo sie seit dem elften Jahrhundert verehrt werden. In Demre stehen die Ruinen der antiken Stadt Myra, die als Wirkungsstätte von Nikolaus gilt.
Entdeckt wurde der Sarkophag mit den vermeintlichen Gebeinen bei einer elektronmagnetischen Untersuchung des Bodens der antiken Kirche St. Nikolaus. Dabei habe man Hohlräume entdeckt, in denen sich ein unberührter Schrein befinde, sagte der Chef der Denkmalbehörde in Antalya, Cemil Karabayram, der Tageszeitung "Hürriyet". "Wir glauben, dass dieser Schrein unbeschädigt ist, aber er ist ziemlich schwer zu erreichen, da es Mosaike auf dem Boden gibt", so Karabayram. Diese müssten zunächst sorgsam abgetragen und für ihre Re-Platzierung konserviert werden, bevor man zum Schrein gelangen und ihn untersuchen könne. Laut Karabayram wird dies noch einige Zeit beanspruchen, doch gibt er sich optimistisch, dass "wir den unberührten Leichnam des heiligen Nikolaus finden werden". Das würde auch den Tourismus in der Region positiv beeinflussen, ergänzte Karabayram.
Falsche Knochen geraubt?
Der historische Nikolaus war in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts Bischof von Myra und starb zwischen 345 und 351. Er wurde ursprünglich in der Kirche St. Nikolaus im heutigen Demre bestattet. Italienische Seefahrer sollen der Überlieferung nach die Gebeine im Jahr 1087 nach Bari geschmuggelt haben, wo sie noch heute in der Krypta der Basilika San Nicola von Pilgern verehrt werden. Die türkischen Forscher um Karabayram stellen nach ihrem Fund nun die These auf, dass im elften Jahrhundert die falschen Knochen entwendet wurden; die Gebeine in Bari seien lediglich die eines anonymen Priesters aus Myra.
Linktipp: Kein Weihnachtsmann
Roter Mantel, weißer Bart, dicker Bauch: Im Dezember ist der Weihnachtsmann allgegenwärtig. Doch der hat wenig mit dem Heiligen zu tun.Nikolaus, dessen Gedenktag am 6. Dezember gefeiert wird, ist eine der am meisten verehrten Persönlichkeiten des Christentums. Der Heilige, wie er heute verehrt wird, ist kritischen Textanalysen zufolge jedoch eine Verschmelzung zweier historischer Personen: des Bischofs Nikolaus von Myra und des gleichnamigen Abts Nikolaus von Sion, der später Bischof von Pinara – heute ebenfalls Türkei – wurde und im Jahr 564 starb. Zahlreiche Legenden und volkstümliches Brauchtum formten über die Jahrhunderte das Bild eines Heiligen, den es so wohl nie gegeben hat. Dennoch ist die Verehrung ungebrochen: Erst im vergangenen Sommer besuchten mehr als 2,5 Millionen Menschen an Russland ausgeliehene Nikolaus-Reliquien, die aus Bari stammten. (tmg)