Österreich: Caritas sieht Demokratie in Gefahr
Die österreichische Caritas kritisiert den schlechten Stil des Wahlkampfs in der Alpenrepublik. "Wenn das so weitergeht, befürchte ich einen echten Schaden für unsere Demokratie", sagte Caritas-Präsident Michael Landau am Wochenende der "Kronen-Zeitung". Er erwarte nun vor allem ein "Abrüsten der Worte".
Sebastian Kurz als Pinocchio
Der österreichische Wahlkampf wird von einem Skandal überschattet, der über zwei inzwischen gelöschte Facebook-Seiten ausgetragen wurde. Beide Internetseiten versuchten gezielt, den jetzigen Außenminister und Kanzlerkandidaten der konservativen ÖVP, Sebastian Kurz, zu verunglimpfen. Der 31-jährige wurde dort unter anderem mit einer langen Nase abgebildet, die der Kinderbuchfigur Pinocchio stets beim Lügen wächst. Laut Medienberichten wurden die Seiten aus Kreisen der sozialdemokratischen SPÖ gesteuert, deren Vorsitzender und derzeitiger Kanzler Christian Kern wiedergewählt werden will. Wegen der Schmutzkampagne trat der für den Wahlkampf der sozialdemokratischen Partei zuständige SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler zurück. Gleichzeitig wurde aus der SPÖ der Vorwurf an die ÖVP gerichtet, möglicherweise auch selbst in die Affäre verwickelt gewesen zu sein.
Caritas-Präsident Michael Landau sagte nun, wer mit Schmutz werfe, "dessen Hände werden schmutzig bleiben". Die Bereitschaft, zusammenzustehen und auch die Schwächsten nicht zu vergessen, seien die Tugenden, die Österreich groß gemacht hätten. "Es geht um Grundhaltungen wie Zusammenhalt, Respekt, Ehrlichkeit und ein Mindestmaß an Anstand. Das erwarte ich mir von Verantwortungsträgern der Republik." Wer Österreich liebe, der spalte es nicht, so der 57-jährige Geistliche, der auch Caritasdirektor der Erzdiözese Wien ist.
Landau wurde von der Kronen-Zeitung als eine der " angesehensten Persönlichkeiten des Landes" zum Wahlkampf befragt. Außer ihm kommen unter anderem Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der oberste Verfassungsrichter Gerhart Holzinger und Ski-Star Marcel Hirscher zu Wort.
ÖVP könnte stärkste Kraft werden
Die Wahlberechtigten in Österreich wählen am kommenden Sonntag ein neues Parlament, den sogenannten Nationalrat. Nach verschiedenen Umfragen könnte die ÖVP stärkste Kraft und damit Sebastian Kurz Kanzler werden. Dahinter rangieren in den Umfragen die SPÖ und die rechtspopulistische Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) mit Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache. (gho)