Ein Gebet angesichts der Waffengewalt

Traurig, erschöpft und zornig

Veröffentlicht am 06.11.2017 um 12:25 Uhr – Lesedauer: 
Gebet

New York ‐ Mindestens 26 Gläubige wurden in Texas erschossen. Angesichts der vielen Toten durch Schusswaffen betet der US-Jesuit James Martin um Gottes Beistand und den Mut, gegen die Waffengewalt aufzustehen.

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Allmächtiger Gott,
ich stehe vor Dir
– wieder einmal –
nach einer Schießerei.

Über das Gebet

Der US-Jesuit James Martin hat dieses Gebet nach dem Attentat von Las Vegas am 1. Oktober 2017 verfasst. Kaum einen Monat später wird es wieder besonders aktuell: Ein Schütze hat fast 30 Mitglieder einer Baptistengemeinde am 5. November 2017 in Texas erschossen.

Ich bin traurig, Gott.
Daher bitte ich dich:
Nimm die Seelen der Getöteten in deine liebenden Hände
Sorge für alle, die verletzt wurden
Tröste die Familien und Freunde derer, die getötet oder verletzt wurden
Stärke die Hände der Rettungskräfte, der Ärzte und Pfleger.
Ich bete auch für den, der geschossen hat – wie ich es muss als Christ.

All das macht mich unbeschreiblich traurig, Gott.
Doch ich weiß, dass meine Trauer deine Trauer ist.
Es ist die gleiche Trauer, die dein Sohn fühlte,
als er über den Tod seines Freundes Lazarus weinte.

Ich bin erschöpft, Gott.
Ich bin erschöpft von der Trägheit, mit der diesem Problem begegnet wird.
Ich bin erschöpft davon, wie die in Verantwortung gegen echten Wandel arbeiten.
Ich bin erschöpft davon, zu hören, dass Waffengewalt nicht verhindert werden kann.

All das macht mich erschöpft.
Doch ich weiß, dass meine Erschöpfung deine Erschöpfung ist.
Es ist die gleiche Erschöpfung, die Jesus fühlte nach seinem Kampf gegen die Ungerechtigkeit,
so dass er auf dem Boot mit seinen Jüngern einschlief.

Ich bin zornig, Gott.
Ich bin zornig auf die Machtlosigkeit unserer Gesellschaft, so etwas zu verhindern
Ich bin zornig auf die eigensüchtigen Interessen, die Wandel verhindern.
Ich bin zornig, dass diese Schießereien überhaupt passieren.

All das macht mich zornig.
Doch ich weiß, dass dieser Zorn dein Zorn ist.
Es ist der gleiche Zorn, den Jesus fühlte, als er die Tische im Tempel umstieß,
zornig darüber, dass etwas auf Kosten anderer getan wird.

Hilf mir, in diesen Gefühlen deine Sehnsucht nach Wandel zu sehen.
Hilf mir, in diesen Gefühlen deinen Ruf zum Handeln zu sehen.
Hilf mir, in diesen Gefühlen deinen Auftrag zu sehen, etwas zu tun.

Denn ich weiß: Das ist deine Art, die Menschen zum Handeln zu bewegen.
Und ich weiß: Du sehnst dich danach, dass wir handeln.
Denn Jesus stand nicht untätig daneben, wenn Menschen verletzt wurden –
er stürzte sich in ihr Leben.

Darum hilf mir, diese Fragen zu beantworten:
Wie kann ich helfen?
Wie kann ich gegen Waffengewalt ankämpfen?
Wie kann ich die Politiker zum Handeln bringen?
Wie kann ich den Menschen vermitteln, dass das eine Frage des Lebensschutzes ist?

Ich bin traurig, dass so viele ihr Leben verloren haben,
erschöpft, weil es so viele Entschuldigungen dafür gibt,
und zornig, dass wir davon so gelähmt sind.

Herr,
Verwandle meine Trauer in Mitgefühl
Verwandle meine Erschöpfung in Fürsprache,
Verwandle meine Lähmung in die Kraft zum Handeln.

Hilf mir,
mitfühlend zu sein,
für die Opfer zu sprechen
und zu handeln,
so wie es dein Sohn gemacht hat,
allmächtiger Gott.

Von P. James Martin SJ (Übersetzung: Felix Neumann)

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