Früherer Adveniat-Vorsitzender Franz Grave wird 85

Streiter für die Menschen im Revier

Veröffentlicht am 25.11.2017 um 14:40 Uhr – Lesedauer: 
Der emeritierte Essener Weihbischof Franz Grave im Porträt.
Bild: © KNA
Leute

Essen ‐ Franz Grave hat zwischen Unternehmen, Gewerkschaften und Parteien vermittelt. Der Name des emeritierten Essener Weihbischofs steht auch für den Kampf um sozialen Ausgleich auf internationaler Ebene.

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Er ist ein Mann des Ruhrgebiets und kennt die Sorgen und Nöte der Menschen dort. Der emeritierte Essener Weihbischof Franz Grave steht für Heimatverbundenheit und Weltläufigkeit zugleich: Für die Arbeitnehmerschaft im Ruhrgebiet hat der katholische Geistliche schon sein ganzes Priesterleben lang gestritten. Gegen die Not der Christen in Lateinamerika engagierte er sich mehr als 15 Jahre als Leiter des katholischen Hilfswerks Adveniat. Grave tat dies stets mutig und oft in der handfesten Sprache, die den Menschen im Revier eigen ist. Am 25. November feiert der gebürtige Essener, der zu Schalke 04 hält, seinen 85. Geburtstag.

Grave stammt aus "einfachen Verhältnissen", wie er betont. Der Vater war Handwerker. Schon früh stand der Wunsch zum Priesterberuf fest. Er wollte Pfarrer werden, Seelsorge für die Menschen im Ruhrgebiet leisten. Vom Bischofsamt habe er nicht einmal geträumt, sagt Grave. 1959 war er einer der ersten, die der damalige Ruhrbischof Franz Hengsbach für das ein Jahr zuvor gegründete Bistum Essen zum Priester weihen konnte. Nach Stationen als Kaplan und Religionslehrer in Duisburg wirkte Grave als Diözesanpräses für das Kolpingwerk und die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB).

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Bereits damals begann der umfassende Strukturwandel im Ruhrgebiet, der den Weihbischof immer wieder beschäftigte. Er brachte eine bundesweit beachtete Aktion zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit auf den Weg. Grave stritt und streitet noch heute für die katholische Soziallehre, setzte sich auch mit Managern an einen Tisch. Weder Bosse noch Kumpel sähen ihn schief an, sagt er. "Das ist bei uns im Ruhrgebiet nicht so." Für Grave ist es originäre Aufgabe der Kirche, daran zu erinnern, dass der Mensch im Wirtschaftsprozess Vorrang haben muss. Eine Herzenssache war ihm das Wort der evangelischen und katholischen Kirche zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland von 1997, an dem er maßgeblich mitgewirkt hat.

Ihm geht es um einen sozialen Ausgleich

1988 wurde Grave, der ab 1970 das Seelsorgeamt des Bistums leitete, von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Essen ernannt. Vier Jahre später wählte ihn die Deutsche Bischofskonferenz zum Adveniat-Vorsitzenden. Mit 75 Jahren und dem damit verbundenen Beginn des Ruhestandes legte Grave dieses Amt nieder.

Auch danach hat er, wie oft zuvor, die Länder Mittel- und Südamerikas bereist. Mit den Armen in den Slums wie mit Bischofskollegen und Staatslenkern vor Ort kann er auf Spanisch parlieren. Ihm geht es um einen sozialen Ausgleich und wirksame Schritte gegen die weiter wachsende Armut. In Deutschland warb der Weihbischof unermüdlich um Spenden für Adveniat. Auch im Ruhestand hat Grave die seelsorglichen und sozialen Probleme nicht aus dem Blick verloren. Seine Meinung und sein Rat sind weiterhin gefragt.

Von Johannes Schönwälder (KNA)