Kirchen in NRW unterstützen Philosophie-Unterricht
Die beiden großen Kirchen in Nordrhein-Westfalen unterstützen im Grundsatz den Vorstoß der Grünen, an den Grundschulen neben dem Religionsunterricht das Fach "Philosophieren mit Kindern" einzuführen. Es erscheine "sinnvoll", ein Ersatzfach für Kinder einzurichten, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, erklärten die Vertreter des Katholischen und des Evangelischen Büros am Mittwoch übereinstimmend bei einer Anhörung im Schulausschuss des Düsseldorfer Landtags. Die Auseinandersetzung mit Sinn- und Wertefragen müsse "auch und gerade in der Grundschule" gefördert werden.
Die Vertreter der beiden Kirchen verwiesen darauf, dass NRW in Bezug auf Religionen "bunter" geworden sei. Dies spiegle sich nicht zuletzt in der Zunahme muslimischer und konfessionsloser Schulkinder wider. Zugleich widersprachen die Kirchenvertreter aber Darstellungen, dass sich inzwischen landesweit 30.000 Schüler vom Religionsunterricht abgemeldet hätten. Im Schuljahr 2016/2015 habe es laut Statistik nur 754 Befreiungen vom katholischen und 821 Befreiungen vom evangelischen Bekenntnisunterricht gegeben. Diese Zahlen legten den Schluss nahe, dass nahezu alle konfessionell gebundenen Kinder am Religionsunterricht teilnehmen.
Katholische Kirche gegen Verzahnung von Philosophie und Religion
Nach Willen der Grünen soll "Philosophieren mit Kindern" an allen Grundschulen in NRW eingeführt werden. Bereits dort müssten Kinder "erste große Schritte zur eigenständigen Entwicklung der Persönlichkeit, zur Aneignung von Werten und Weltanschauungen machen", so die Grünen. Besonders für Kinder in einer Einwanderungsgesellschaft mit sehr unterschiedlichen Herkunftskulturen sei das Erlernen von Diskursformen in Toleranz und gegenseitigem Respekt von zentraler Bedeutung.
Der Leiter des Katholischen Büros, Antonius Hamers, wandte sich aber gegen Pläne der Grünen, den Religionsunterricht mit dem Fach Philosophie in den Lehrplänen zu verzahnen. Es sei "problematisch", wenn hier an "eine Relativierung der Eigenständigkeit" der beiden Fächer gedacht sei. Der Leiter des Evangelischen Büros, Thomas Weckelmann, trat für eine Kooperation zwischen Ethik- und Philosophieunterricht ein. Dies sei ein Beitrag zu einer "pluralitätsfähigen Schule". Allerdings darf auch in seienn Augen eine solche Kooperation nicht auf Kosten einer "Relativierung der Eigenständigkeit von konfessionellem Religionsunterricht gehen". (bod/KNA)