Etwas mehr als die Hälfte gehört einer Kirche an

Noch nie waren so wenige Christen im Bundestag

Veröffentlicht am 15.12.2017 um 15:15 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Berlin ‐ In Deutschland gibt es immer weniger Christen. Dieser Trend zeigt sich auch im aktuellen Bundestag: Nur jeder zweite Abgeordnete gehört einer Kirche an. Dafür ist eine andere Zahl besonders hoch.

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Noch nie waren so wenige Christen unter den Abgeordneten wie im aktuellen Deutschen Bundestag. Nur noch gut jeder zweite (53,9 Prozent) gehört nach eigenen Angaben einer christlichen Kirche an, wie aus der am Freitag veröffentlichten Statistik des Bundestags hervorgeht. Dabei bekennen sich 192 Abgeordnete (27,1 Prozent) zur katholischen, 185 (26,1) zur evangelischen Kirche und 5 zu einer "sonstigen Konfession", wozu unter anderem orthodoxe und altkatholische Christen zählen.

Darüber hinaus sind drei Muslime (0,4) und 53 "Konfessionslose" (7,5) im Parlament. Ein Linken-Abgeordneter bezeichnet sich als Atheist. Die Angaben sind allerdings freiwillig. Von den 709 Abgeordneten machen 270, also gut 38 Prozent, keine Angaben zur Religionszugehörigkeit.

Im Bundestag setzt sich gesellschaftlicher Trend fort

Auch diese Zahl war noch nie so hoch, sagte der für die Statistik zuständige Chefhistoriker des Bundestags, Michael Feldkamp, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Wer nichts angibt, kann dennoch einer Religion angehören." Er sieht eine Fortsetzung des Trends, "dass sich immer weniger Menschen in Deutschland zu ihrem Glauben bekennen".

Unter den Fraktionen ist die Union weiterhin am stärksten konfessionell geprägt mit knapp 50 Prozent Katholiken und 36 Prozent Protestanten. Bei der SPD gibt es knapp 29 Prozent Protestanten und 18 Prozent Katholiken, knapp die Hälfte macht keine Angaben.

Linktipp: Dossier zur Bundestagswahl 2017

Vor der Bundestagswahl am 24. September stellt katholisch.de die Wahlprogramme der Parteien vor. Die Redaktion hat sich angeschaut, was CDU/CSU, SPD, Linke, Grüne, FDP und AfD zu sieben Themenfeldern sagen, die aus kirchlicher Sicht besonders interessant sind, von der Religionspolitik bis zum Lebensschutz.

Bei den Grünen geben nur noch 14 von 67 Abgeordneten an, einer Kirche anzugehören; vier Katholiken und 10 Protestanten. Dies ist der geringste Anteil seit 1990. Zugleich verzeichnen sie mit 67 Prozent den höchsten Anteil derer, die keine Angaben machen.

Bei den Linken, die bisher am wenigsten auskunftsfreudig waren, geben diesmal fast ein Viertel an, konfessionslos zu sein, während 60 Prozent keine Angaben machen. Unter den 69 Abgeordneten sind zudem fünf Protestanten und drei Katholiken.

Die FDP liegt nach der Union auf dem zweiten Platz

Bei der traditionell eher säkular eingestellten FDP erreicht der Anteil der Katholiken mit 26 Prozent einen Höchststand, während jener der Protestanten leicht sinkt auf 30 Prozent. Die FDP ist damit prozentual nach der Union am stärksten konfessionell geprägt.

Bei der AfD bekennen sich 13 evangelische und 15 katholische Abgeordnete zu einer Kirche, also rund 30 Prozent der 92 Abgeordneten. Mehr als die Hälfte macht keine Angaben, 12 Prozent bezeichnen sich als "konfessionslos". (KNA)