Nebenklage-Vertreterin beantragt Ausschluss der Öffentlichkeit

Missbrauchsprozess gegen Ex-Priester unterbrochen

Veröffentlicht am 18.12.2017 um 11:55 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN
Justiz

Deggendorf ‐ Ein Ex-Priester steht wegen Kindesmissbrauch in mehr als 100 Fällen vor Gericht. Doch direkt nach dem Auftakt wurde der Prozess unterbrochen - wegen eines Antrags auf Ausschluss der Öffentlichkeit.

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Das Deggendorfer Landgericht hat den Prozess gegen einen katholischen Ex-Priester wegen Kindesmissbrauchs in mehr als 100 Fällen am Montag gleich nach der Eröffnung unterbrochen. Eine Nebenklage-Vertreterin beantragte den Ausschluss der Öffentlichkeit für das ganze Verfahren. Darüber will das Gericht erst am Mittwoch entscheiden. Die Rechtsanwältin verwies auf die starke Belastung ihres zehnjährigen Mandanten, den der Angeklagte schwer missbraucht haben soll.

Dem 53-Jährigen werden Übergriffe auf Minderjährige in Deutschland, Österreich, Polen, Italien und der Schweiz zur Last gelegt, die sich zwischen 1995 und 2016 ereignet haben sollen. Zwischenzeitlich verbüßte er wegen Vergewaltigung und Missbrauch zweier Mädchen eine mehrjährige Gefängnisstrafe in Karlsruhe. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm außerdem gewerbsmäßigen Betrug, Urkundenfälschung sowie Missbrauch von Titeln und Berufsbezeichnungen vor. Wegen mutmaßlich verminderter Schuldfähigkeit geht es in dem Prozess auch um eine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie. Bis März nächsten Jahres sind 15 weitere Verhandlungstermine anberaumt.

Nach seiner ersten Verurteilung 2004 in Karlsruhe leitete die Kirche ein eigenes Strafverfahren ein und entfernte ihn 2012 endgültig aus dem Klerikerstand. Trotzdem reiste der Mann weiter durch Europa und gab sich als Priester aus. In diözesanen Amtsblättern wurde in Deutschland mehrfach vor ihm gewarnt. Nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) ist der Mann Deutscher und stammt aus Wuppertal. Um 1990 studierte er Theologie im niederländischen Roermond und in Heiligenkreuz bei Wien. 1994 wurde er in der polnischen Erzdiözese Stettin zum Priester geweiht.

2015 tauchte er im Landkreis Deggendorf auf und erwarb sich das Vertrauen einer Familie. Die Mutter berichtete ein Jahr später ihrem Ortspfarrer von Übergriffen des vermeintlichen Geistlichen auf ihr Kind. Der Pfarrer drängte sie zur Anzeige, daraufhin wurde der Mann festgenommen. (bod/KNA)