Familienbischof gegen Abwertung gleichgeschlechtlicher Liebe

Koch: Kirche hat Homosexuelle tief verletzt

Veröffentlicht am 22.12.2017 um 14:45 Uhr – Lesedauer: 
Homosexualität

Berlin ‐ Hat die Kirche die Homo-Ehe indirekt gefördert? Erzbischof Heiner Koch meint, dass der Wunsch nach einer "Ehe für alle" auch Ergebnis einer mangelnden Wertschätzung von Homosexuellen durch die Kirche ist.

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Familienbischof Heiner Koch hat eine Mitschuld der Kirche an der Geringschätzung homosexueller Partnerschaften eingeräumt. Bei der "Ehe für alle" sei für viele Menschen die Wertschätzung für gleichgeschlechtliche Liebe das Hauptziel gewesen, sagte Koch in einem Interview des Berliner "Tagesspiegel", das am Freitag vorab veröffentlicht wurde. "Dass dahinter Erfahrungen stehen, diese Wertschätzung nicht erlebt zu haben, tiefe Verletzungen, und dass wir als Kirche da auch Schuld haben, ist unstrittig", so Koch.

Der Berliner Erzbischof wandte sich zugleich dagegen, den Ehebegriff auch auf gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen auszudehnen. Dies nivelliere Unterschiede, "die es aber gibt". Nach katholischem Verständnis sei eine Ehe "die Verbindung zwischen Mann und Frau, die Eltern werden wollen", sagte Koch, der seit 2014 die Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz leitet.

Familiennachzug "unbedingt notwendig"

Im selben Interview äußerte sich Koch auch zur Frage nach dem Familiennachzug von Flüchtlingen. Diesen hält er für "unbedingt notwendig". Zwar könne dies missbraucht werden, "wenn ein Kind alleine los geschickt wird, damit die Familie nachkommen kann", sagte der Bischof. "Aber Integration ohne Familie wird nicht gelingen", betonte er, "erst recht bei der Bedeutung, die Familie in den Herkunftsländern der Menschen hat, häufig eine viel höhere als bei uns". (tmg/KNA)